30.10.06

Es ist soweit...


...wir haben mit unserer Destinationsliste auf Bilbos Seite die Tür erreicht! Und San Diego. Damit haben wir Canada von Ost nach West und die USA von Nord nach Süd durchquert. (jaja, ich weiß, es gibt noch Alaska. Und Hawaii. Aber wer wird denn so pingelig sein, nicht wahr, Dieter?)
Am Weg hierher waren wir in einem sehr netten Statepark am Strand (Leo Carillo) mit unmengen Krebsen und Seesternen und Hasen (die einen am Strand, die anderen am Campground - und es waren nicht die Hasen, die am Strand waren). Bilbo machte uns dort schon große Probleme mit dem Anstarten, sodass wir - ziemlich grantig auf ihn - einen weiteren Besuch bei Maria in Thousand Oaks ausließen und direkt nach San Diego durchbrausten (naja, Bilbo und brausen...).
Hier sind wir nun auf einem sehr netten Campground, unsere schwäbischen Bekannten sind auch hier, es gibt Busse in die Stadt, einen Strand, einen warmen Pool, hier läßt sichs aushalten und Bilbo kann Pause machen.
Jacob ist schon sehr aufgeregt wegen Halloween (sein erster Satz in der Früh ist seit Tagen "in ...Tagen ist Halloween"), beide spielen am liebsten rund um die Uhr mit Tim und Mama und Papa sind ein enig angeschlagen - Mama mit Darmgrippe (nun, wir sind in der Nähe Mexikos, nicht?) Papa einfach so.
San Diego ist sehr schön, zumindest Old Town, das Einzige, das wir bis jetzt be-sightseeingt haben. Touristisch, aber mit Flair und Charme. Das Wetter ist auch schön, zwischen 25 und 33° mit Sonne. Nur eigenartig, wenn es so warm ist und trotzdem schon um 17.00 dunkel.
Werden noch eine Woche hierbleiben, San Diego bietet so viel, das wir sehen wollen, dann geht es noch nach Disneyland und in weniger als zwei Wochen bereits nach Neuseeland.

Jacob sagt: Der Campingplatz ist sehr cool.
Finn sagt: wir haben einen Freund der heißt Tim und der spricht deutsch.

1.11.
es ist soweit... wir haben unser erstes amerikanisches Halloween erlebt! Uns es war - entzückend, könnte man sagen. Am Campground gab es ein kollektives Trick or Treaten der Kinder, wie ein Faschingsumzug fast (erstaunlich viele Kinder waren da), bei dem Jacob, Finn und Tim unmengen Süßigkeiten abkassiert haben. Jacob hat sich von Tim ein paar Plastikdolche und eine Maske ausgeborgt, Finn ging als Sockenmonster und war der "och ist der süß" Hit der Gruppe (war auch das einzige selbstgemachte Kostüm weit und breit). Dann, als es dunkel wurde, haben wir noch die Häuser rund um den Campground abgeklappert, das war total nett. Wieviel Mühe sich die Leute mit dem Dekorieren geben! Spinnennetze, Kübisse, Laternen... wir sahen sogar einen als Superman verkleideten Hund (ja, es gibt eigene Halloweenkostüme für Hunde!). Eine Familie hatte sogar einen Sarg im Garten aufgestellt, mit Nebel(!) und Grabsteinen. Als die Kinder in den Kessel auf dem Sarg griffen, um sich Süßigkeiten zu holen, setzte sich der "Leichnam" grinsend auf - Tim ist furchtbar erschrocken, war stinksauer, Finn hat es gar nicht mitgekriegt, weil er zu klein (ist gleich zu niedrig) war, Jacob war - wie immer - so schnell, dass er schon wieder weg war.

Ach ja, am Strand waren wir vorher auch gestern, mit Tim, Karin und Oliver und deren Lenkdrachen. Erst war es furchtbar kalt, aber als die Sonne dann doch raus kam war es wunderschön. Heute wundert mich, dass die Buben keinen Muskelkater haben, der Drache hatte ganz schön viel Kraft, Finn mußten wir manchmal festhalten, dass er nicht mitaufstieg.
Nach dem Trick or Treaten haben wir dann noch mit den Schwaben gegrillt und die traditionellen Marshmallows geröstet, war echt ein netter Abend.

Heute sind alle ko, noch dazu ist Tim nun abgereist und nun ist natürlich alles "Öd und fad" (Jacob) oder "traurig" (Finn). Ruhetag ist angesagt.

Jacob sagt: wir haben eine Milliarde Süßigkeiten gekriegt
Finn sagt: ich bin müde

24.10.06

Und wieder Pismo

Nach einer zweitägigen Rundreise sind wir wieder in Pismo (hihi)Beach gelandet, auf dem selben Campingplatz, aber weit weg von der Strasse.

Unsere Rundreise führte uns die 101 nach Norden, über King City - sehr spanische Stadt, ich glaube ich habe gerade mal drei nicht-mexikanisch aussehende Menschen gesehen - nach Monterey. Vorbei an Laguna Seca, der Rennstrecke. Die wir natürlich besichtigen.
Monterey ist wunderschön, sehr idyllisch. Steinbeck hat es in seinen Büchern verewigt (die Stadt lebt davon). Und hat eine gute Buchhandlung. Leider. Das wird immer teuer bei uns.
Die berühmten 17-miles entlang der Halbinsel von Monterey, ein Golfplatz neben dem anderen, eine Luxusvilla neben der anderen, traumhafte Küste.

Camel streifen wir nur, es wird spät, wir brauchen einen Platz für die Nacht. Der nächste findet sich einiges weiter in einem State Park, sehr sehr nett. Über uns eine hohe Brücke (die "1" führt oben), vor uns das Meer mit tosender Brandung, am Platz lauter (ur)alt Hippies und ein kitschiger Sonnenuntergang.

Weiter dann nach Süden, entlang der 1, Kurven, Kurven, Kurven. Ich dachte immer, die kalifornische Küste sei von oben bis unten engst bewohnt, aber hier ist meilenweit nichts als Fels und Meer. Und Seeelefanten. So witzige Tiere! So plump und hässlich und doch so amüsant. Wenn sie sich fortbewegen wabbern sie wie Wackelpudding. Zur Zeit sind nur die Jungen und die Teenager hier, die Erwachsenen kommen erst Mitte Dezember - da sind die Männchen dann so groß wie ein Auto.

Als Kontrast zu diesem Naturspektakel dann Hearst Castle. Von William Hearst, einst Zeitungstycoon, nach europäischen Vorbildern erbaut. Man kriegt echt Sehnsucht nach Europa, denn das Ganze ist so kitschig und vollgestopft, dass es einem weh tut. Das hat sich Europa nicht verdient, hier so verhunzt zu werden! Aber es hat auch einen gewissen Reiz, so ein Anflug von Dekadenz und good old Hollywood.

Und nun wieder Pismo Beach, nachdem wir durch drei Orte geirrt sind (oder sagen wir, nachdem wir drei Orte besichtigt haben) auf der Suche nach einem Supermarkt (die verstecken die gut hier) streikt Bilbo dann in Pismo Beach vorm Supermarkt. Wir sitzen also eine halbe Stunde und warten, dass der Starter wieder so weit abkühlt, dass er mit Hämmern anspringt, plaudern nett mit einem älteren Herrn (oh yes, the starter, happend to me in the Mohave desert..) während die Buben hinten Hunger schreien. Nun sind sie satt und schlafen, deshalb sagen sie auch nichts...

21.10.06

California revisited

Wir verlassen Las Vegas –die Buben schweren Herzens, denn sie und Tim wollen sich gar nicht von einander trennen.

Am Weg nach Los Angeles besuchen wir Calico Ghost Town. Im Sommer ist hier wohl touristischer Hochbetrieb, nun geht es ruhig zu. Dies gibt einem dafür die Möglichkeit, sich gedanklich wirklich in die Zeit vor 120 Jahren zu versetzen, als diese nun rekonstruierte Stadt boomte. Die kleine Strasse überblickend, mit all den Geschäftchen und dem alten Schulhaus ist man fast geneigt, den Ort idyllisch zu nennen. Doch genau genommen ist Calico ein sonnenverbranntes, windumtostes, gottverlassenes Kaff umgeben von sandigen und staubigen Felsen und inmitten von kilometerweitem Nichts. Idyllisch? Vielleicht für ein paar Tage, aber gewiss nicht im vorigen Jahrhundert…

Dann Los Angeles – wir durchqueren die Stadt am Nordrand: zwei Stunden Freeway (ohne jeglichen Stau) von einem Ende zum anderen. Von Wien aus bin ich in zwei Stunden in Linz, hier haben wir nicht mal die Stadt völlig durchquert. Ich bin jedes Mal fasziniert, dass L.A. mehr Einwohner hat als ganz Österreich. Ist L.A. so groß oder Österreich so klein? (oder beides?)

Wir besuchen Maria und Jim in Thousand Oaks (ein Stadtteil von L.A. – oder ein Ort neben L.A.? Ist hier schwer zu sagen, eines geht ins andere). Maria ist eine "Nenntante", mit unserer Familie noch aus der Zeit verbunden, als meine Großeltern aus Pressburg fliehen mussten. Ihre Tochter Alison ist gleich alt wie ich und das letzte mal habe ich sie gesehen, als wir beide 17 waren… lang, lang ist's her… nun sind wir beide längst verheiratet und zweifache Mütter. Sie kommt mit ihrem Mann und den Kindern zum Nachtmahl und die Buben verbringen ein sehr amüsantes gemeinsames Essen (zumindest klingt das, was vom Kindertisch zu uns dringt, schwer amüsiert. Da wird gekichert und gekuddert, dass die Teller wackeln).

Erstmals seit fast drei Monaten schlafen wir in einem Haus, unter einem festen Dach. Richtig ungewohnt, aber man könnt sich glatt wieder dran gewöhnen…

Hier blüht alles, der Hibiscus, Büsche, Bäume – und das Mitte Oktober! Für uns unglaublich, hier ganz normal.

Mittwoch, 18.10. (Tag 105)

Wir fahren weiter nach Santa Barbara. Eine hübsche Stadt. Wir liegen unter Palmen am Meer und sehen den Pelikanen bei ihren wagemutigen Sturzflügen zu. Finn ist ein wenig angeschlagen, hat sich in Vegas ein wenig verkühlt, also reduziert sich die Stadtbesichtigung auf den Strand (Meeresluft ist ja gut bei Schnupfen).

Wir campen 20 Meilen nördlich von Santa Barbara in einem State Park, direkt am Meer, unter Eukalyptusbäumen. Der Duft ist herrlich, das Meer so schön. So schön, dass wir gleich einen zweiten Tag bleiben. (und tatsächlich ist Finns Schnupfen wieder weg).

Hier ist ein Tierparadies – ein Ground Squirrel (so was wie ein Eichhörnchen mit Höhenangst) kommt uns im (!) Bilbo besuchen, am Strand umkreist uns ewig ein großer, orangener Schmetterling, eine junge Möwe wagt sich ganz nahe zu uns und wir sehen sogar, keine 100m von uns entfernt, eine Delfinfamilie vorbeischwimmen! Vom paradiesischen Sonnenuntergang und dem atemberaubenden Sternenhimmel gar nicht zu reden. Und all das nur 20 Meilen von einer großen, leicht yuppiemässigen Stadt entfernt. Welten scheinen zwischen Santa Barbara und hier zu liegen.

Jacob sagt: In die Wellen zu springen macht Spaß.

Finn sagt: Ich habe heute Delfine in freier Natur gesehen.


Weiter nach Norden. Wir besuchen Solvang, eine "dänische Kolonie". So kann einem Dänemark schon gefallen, mit Palmen zwischen den Fachwerkhäusern. Der Ort ist tatsächlich eine Mischung aus dänischem Flair und Disneyland.

Ein Stück davon entfernt ist die Quicksilver Ranch, wo wir Miniaturpferde bestaunen. Die sind nicht größer als ein Schäferhund! Noch ein Stück weiter ist die Ranch von Michael Jackson, aber die ist gut versteckt. Aber wer weiß, vielleicht fährt er ja mit einer von Miniaturpferden gezogenen Kutsche nach Solvang, um sich dänische Brötchen zum Frühstück zu holen?

Wir schlagen uns wieder an die Küste und landen in Pismo Beach (der Name sorgt naturgemäß für Gelächter bei den Buben, zu schnell ist "Piss ma am Beach" draus gemacht…). Der Strand ist toll, sehr groß und weit, der Campground fürs Wochenende voll, sodass wir nur noch einen Platz am Rand, sprich neben der Strasse bekommen. Was soll's, Lärm sind wir schon von Vegas gewohnt.

Nun ist es also so richtig Herbst in Wien - und wir gehen an den Strand... jaja, das Leben ist hart...

Jacob sagt: wir haben ein urcooles Surfbrett (Skimbrett) gemietet

Finn sagt: ich habe schöne Muscheln gefunden, die haben ein Muster drauf

15.10.06

noch immer Vegas


Wir sind noch immer in Vegas und werden es bis Montag bleiben. Wir haben den Wetterbericht von San Diego und L.A. gecheckt – dort hat es 19-21°, hier 27-30°, wo ist es wohl netter?

Waren sogar in einer Variete Show, wunderbar witzig, tolle Akrobaten, die ganze Familie war begeistert. Den Brunnen vorm Bellagio haben wir inzwischen 7 oder 8 mal gesehen und sind immer noch jedes Mal verzaubert.

Ansonsten ist es angenehm ruhig (sofern man das in Vegas sagen kann). Wir hängen beim Pool rum, die Buben tauchen, Papa geht Golf spielen, Mama ins Hot Tub.

Samstag früh erleben wir sogar ein Bombengewitter, incl. Hagel, Vegas bietet wirklich alles! Samstag Abend dann gibt es BBQ hier am Campground, mit Hamburgern, Hot Dogs und Potato salad, das ganze verfeinert mit Live- Musik. Bei den Musikern handelt es sich um ein Ehepaar (Sean und Ramsi - was auch immer das für ein Name ist), die sich auf offener Bühen und vor allem bei offenem Mikro eheliche Gemeinheiten an den Kopf werfen, ihre 13-jährige singende Tochter und ihr 7-jähriger Sohn, der Bongos spielt (und in den Pausen mit Jacob und Finn). Gerhard und ich tanzen sogar ein wenig, aber witziger ist es noch, den anderen beim Tanzen zuzusehen. Ein Paar gibt sogar eine Square Dance Vorführung! Die Buben müssen wir um 22.00 gewaltsam loseisen, so fasziniert sind sie (und so vollgegessen mit Burgern, Cookies und Hawaiian Punch).

Sonntag, 15. 10.

Eigentlich hatten wir geplant, heute noch mal "downtown" zu fahren, aber dann war das Wetter gar so nett und der Pool gar so verlockend…. Also sind wir den ganzen Tag am Pool gelegen (bzw. im Pool).

Nachmittags hören wir leicht vertraut klingende Sprachmuster und innerhalb kürzester Zeit haben sich Jacob und Finn mit Tim aus dem Schwabenland angefreundet. Tim (6) und seine Eltern haben die letzten zwei Jahre in Michigan gelebt und sind nun vor der Heimreise nach Deutschland noch auf Urlaub. Wir werfen ihre Würsteln auf unseren Griller und verbringen einen sehr netten Abend miteinander.

Wer hätte gedacht, dass Vegas unser längster Aufenthalt an einem Ort wird, wo wir doch Großstädte eigentlich meiden... Wäre Bilbo nicht so startfaul hätten wir vieles hier nicht erlebt, vieles versäumt. So hat alles sein Gutes.

Jacob sagt: ich bin heute sicher einen Kilometer getaucht.

Finn sagt: gar nix mehr, der ist völlig ko von Sonne und Wasser umgefallen

13.10.06

Fotos von Jacob

So sieht uns Jacob...morgens... zu früh morgens.... warum haben wir den Kindern Fotoapparate gegeben????
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11.10.06

Viva Las Vegas!


Bilbo ist lieb und springt ohne Probleme an, damit wir Lone Pine verlassen können. Nun durch die echte Wüste, das berühmte Death Valley, und sie ist weder flach noch sandig noch fad. Unglaublich viel Abwechslung in der Landschaft, Berge, Täler, Ebenen, links in dunkelbraun, rechts in hellbeige, vorne graue Berge. Eine wunderbare Geschichte lesen wir: in einem kleinen Ort im Death Valley hat sich vor über 40 Jahren eine Schauspielerin den Traum ihres Lebens erfüllt und sich ein Theater gekauft. Seitdem (!) spielt sie dort allabendlich (!) ihre One-Woman-Show. Nun gibt es in ihrem Ort nicht sonderlich viele Theatergeher und so spielte sie oft vor leerem Haus, aber sie spielte. Und malte sich einfach ihr Traumpublikum an die Rückwand des Zuschauerraumes. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihre Ausdauer bewundernswert, rührend oder uneinsichtig find. Hauptsächlich rührend, ja doch, sehr.

Nach zwei Stunden Hitze (wir haben keine Klimaanlage…) freuen wir uns über die Wolken die aufziehen. Kurz danach dann schüttet es. In der Wüste! Gibt's denn so was?! Death Valley hat heiße 4cm Regen im Jahr!

Auch Vegas begrüßt uns mit Regen, erst mal. Der Kontrast ist unglaublich, ich finde, man muss wirklich die Fahrt durch die Wüste machen, um die Verrücktheit dieser Stadt noch mehr zu spüren, mit dem Flugzeug hat es nicht die selbe Wirkung.

Las Vegas… ich hab mich ja erst ein wenig gefürchtet vor dieser Stadt (eindeutig zuviel CSI gesehen), aber inzwischen bin auch ich begeistert. Natürlich ist die Stadt verrückt, geldgierig und stürzt viele Menschen in den Ruin. Aber als Nicht-Spieler kann man hier gratis die tollsten architektonischen Monströsitäten bestaunen, die Welt auf einer Strasse bereisen (wozu fahren wir denn um die Erde, hier haben wir NY, Paris, Venedig, Ägypten…), Shows besuchen und und und. Die Stadt verbreitet gute Laune und Entspanntheit, klar, das ist schließlich ihr Job. Es ist eine Stadt der Superlative, absolut. Sogar der (echte!!) Regenbogen nach unserem Ankunftsregen ist der Beeindruckendste, den ich je sah.

Das Schönste in Vegas: die Springbrunnenshow vorm Belagio (choreographierte Springbrunnen zu klassischer Musik)

Das Coolste in Vegas: die vielen Strechlimousinen und aufgemotzten Autos

Das Süßeste: das 4-stöckige M&M Gebäude mit tausenden M&M Merchandiseartikeln und tonnenweise M&Ms in 21 Farben (das Schwierigste: mit zwei Kindern heil und ohne gröbere Geldverluste wieder rauskommen)

Das Imponierendste (find ich halt): Caesars Palace mit den nachgebauten Brunnen, den Foren und einer halbkreisförmig geschwungenen Rolltreppe (wie die funktioniert ist mir ja ein absolutes Rätsel)

Das Romantischste (na ja…): das Venitian, innen (!) unter gemaltem Himmel durch ein nachgebautes Venedig an künstlichen Kanälen entlang gehen und den Gondeln zuschauen (und den Gesang der Gondoliere ertragen)

Das Nervigste: die lahme (mexikanische) Bedienung bei McDonalds (Slow Food statt Fast Food)

Das mich Berührendste: die – nicht schlechten – Artisten im CircusCircus, die in einer schäbigen kleinen Arena inmitten von lauten Spielautomaten ihr Bestes geben

Das Traurigste: eine junge Frau, die heulend von einem Spielautomaten weggeht

Das (zwanghaft) Witzigste: der Chauffeur vom Bus, der seine Passagiere die ganze (lange!) Fahrt über mit (leider meist schlechten) Witzchen unterhält

Das Ruhigste: Secret Gardens im Mirage – das Refugium von Siegfried und Roys Tigern plus wunderschöner Delphinbecken. Ein kleines Paradies.

Das Urigste: das Rainforest Cafe im MGM – essen unter Palmen, mit bewegten und beschallten künstlichen Gorillas und Elefanten. Dschungel live (na ja, fast)

Das Kundenfreundlichste: die Mitarbeiterinnen der Elektronikabteilung beim Walmart, die sich zweimal je 30min in die Telefonwarteschleife hängen, um das Problem mit unserer Telefonwertkarte zu lösen (die wir nicht mal bei Walmart gekauft haben)

Die Kurzzusammenfassung: Vegas ist echt eine Reise wert.

Wir bleiben erst mal noch eine Weile hier, denn mit Bilbo (der nun wirklich nur mehr mit Hämmern anspringt) müssen wir uns nun die Reisestrecken einteilen. Außerdem - es ist (fast) Mitte Oktober und wir planschen hier bei 30° im Pool! (und hier sollen wir weg?)

Heute ist noch dazu eine Familie aus Calgary angekommen, deren Kinder 10, 8, 6 und 1 sind. Die Buben haben den ganzen Nachmittag begeistert mit ihnen um die Wette getaucht, Autorennstrecken im Sand gebaut und freuen sich schon, sie morgen wieder zu sehen. Die sind zwar nicht auf einer Weltreise, aber für 6 Monate auf einer Canada-USA Rundreise, wodurch sich natürlich für uns Eltern (übersetzt: uns Mütter) mehr als genug Gesprächsstoff ergibt

Jacob sagt: Las Vegas ist eine brutal coole, unglaubliche, verrückte Stadt. Mit dem schönsten Springbrunnen der Erde. Mir geht's gut. Wir haben weiße Tiger gesehen. Und Delphine. Und wir waren bei einem Vulkanausbruch. Und wir haben eine coole Piratenshow gesehen.

Finn sagt: Ich kann schon Sachen im Pool vom Boden aufheben und auftauchen.

4.10.06

Wüste

Tag 89 gesamt, Montag 2.10.
Der Morgen beginnt trübe, aber Finn stampert uns schon früh aus dem Bett, hatten sie doch versprochen, beim Füttern der Ziegen und Lamas zu helfen. Zur Belohnung bekommen sie sogar ein frisch gelegtes Ei (von den Hühnern, nicht von den Lamas…). Laut telefonischer Auskunft sind sämtliche Strassen im Yosemitepark passierbar, also wagen wir es, obwohl es hier im Tal (dh. auf 1000m Höhe) sehr kalt und nebelig ist.

Die Wettergötter sind uns aber gnädig, wir passieren den Tioga Pass (3.031m) im Yosemite Nationalpark bei strahlendem Sonnenschein. Anfangs wirkt Yosemite ein wenig wie Tirol, aber mit der Zeit zeigt der Park doch ganz ein anderes Gesicht. Der Wald hier wird teilweise absichtlich in Brand gesteckt, um einer Überalterung vorzubeugen. Außerdem – das haben wir schon in Canada gelernt – gibt es Baumarten, die nur in der Hitze des Feuers ihre Samen abwerfen, sich ohne Brand also gar nicht fortpflanzen könnten. Macht einen ein wenig nachdenklich – ein Wald braucht zeitweise Brände, um jung und gesund zu bleiben – ist es mit unserer Gesellschaft nicht auch ein wenig so? Spätestens ein paar Meilen weiter hat man diese Gedanken vergessen, denn die Felsformationen versetzen einen in absolutes Staunen. Sehr berührend auch der alte japanische Opa, der an der Hand seiner Enkelin mühsam beim Aussichtspunkt auf den Felsen rumklettert.

Sehr beeindruckend das Ganze auf alle Fälle. Und sehr angenehm zu fahren – wir hatten mit Serpentinen gerechnet, doch die Straße geht einfach stetig leicht bergauf und ehe man es sich versieht ist man auf 3000m. Bergab geht es ebenso sachte, zumindest was die Steigung betrifft – die Strasse ist abenteuerlich, mit ungeschützter Schlucht neben der Fahrbahn. Aber das Schönste – kaum sind wir auf 2000m wird es warm!! Nach der Tiroler Alpenlandschaft nun die Wüste. Eine ebenso faszinierende Landschaft – nun gut, es ist (noch) keine echte Wüste, noch wachsen niedrige Büsche und hier und da Bäume, aber es sieht aus wie in zig amerikanischen Roadmovies. Auch die Ortschaften haben nun was von Wildwest-Kulissen. Lone Pine – Heimat eines nächste Woche stattfindenden Filmfestivals und eines echt netten Campgrounds – wird unsere Fixstation für zwei Tage. Zwei Tage nur Pool, Spielplatz, Schildkröten füttern und Sonne tanken. Und ein paar Ansichten revidieren – hatte ich mich bis jetzt immer als Freund der üppig grünen Landschaften gesehen, so übt diese trockene, karge und doch weder trost- noch leblose Landschaft unerwartet eine große Magie auf mich aus. Es wirkt friedlich hier, trotz heftigem Wind.

Jacob und Finn nützen begeistert den Swimmingpool und haben Freundschaft mit 5 Schildkröten geschlossen. Finn legt sich sogar vor einer Schildkröte auf den Bauch und singt ihr vor.

Mittwoch – aus den zwei Tagen werden drei. Bilbo will einfach nicht starten. Der Starter klebt, ein Problem, das wir schon nach unserer Gewaltfahrt von Frankreich retour hatten. (weshalb wir damals auch einen neuen Starter einbauen ließen). Der Mechaniker kommt schnell und ist sehr nett – und hat keine Ahnung, was er tun soll. Schließlich finden wir selbst eine Lösung. Ab nun heißt es bei jedem Starten – vor Bilbo nieder knien und beten… nein, auf den Starter klopfen. Mühsam, aber es geht.

Kurz haben wir überlegt, die Route zu ändern, aber solange uns das unter Bilbo kriechen und klopfen nicht zu sehr auf die Nerven geht und solange er damit anspringt fahren wir weiter.

Hier stürmt es heftig, so sitzen wir drinnen im Clubhouse, sehen fern, spielen witzige Brettspiele, und bringen diesen Tag hinter uns. Morgen dann Death Valley… hoffentlich ist nicht nomen omen für Bilbo…

Jacob sagt: es ist nett hier.

Finn sagt: endlich wieder Sommerferien!

1.10.06

Sunny California - ha!


Wer auch immer den Slogan Sunny California erfunden hat, hat uns ganz schön an der Nase rumgeführt. In unserem Bestreben, unserem Urziel nahe zu kommen – nämlich viel Zeit am Meer zu verbringen – quälen wir uns weiter die Küste entlang nach Süden, durch Nebel und Kälte. Wir sind zwar am Strand, aber in langer Hose, Fleece Jacke und fröstelnd. Nicht ganz, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Aber landschaftlich durchaus reizvoll. Wir entdecken die "vergessene Küste" südlich von Eureka, eine Berg- und Talfahrt die Austragungsort eines herausfordernden Radrennens ist, wir fahren durch Mendocino (und überlegen verzweifelt, wie der Text des gleichnamigen Schlagers geht – wer weiß es?), das äußerst malerisch ist, voller Touristen, und Schauplatz von –zig Filmen, die eigentlich an der Ostküste spielen. Abseits der Küste (wo zumindest zeitweise die Sonne scheint) fahren wir durch wunderbare Redwood- Wälder. Baumriesen von gigantischer Höhe, Spaziergänge auf denen sogar die Buben vor Ehrfurcht ganz ruhig werden. Neben diesen Bäumen wird man ganz still, demütig und friedlich (und bereit, jeden umzubringen, der diesen alten Riesen auch nur ein Ästchen krümmt). (man nehme eine Lupe, um Jacob und Finn auf dem Foto zu sehen)

Nördlich von San Francisco lernen wir am Campground eine nette Familie kennen (nun gut, genauso genommen ist ihr Sohn ein Monster, das am liebsten Hellboy sieht und Gruselgeschichten hört – im zarten Alter von 4 Jahren), die uns stolz ihren Camper zeigen. Genau genommen zeigt er uns stolz den Camper, sie sagt: "ich hätte lieber einen wie ihr. Unserer ist zwar groß und toll, aber so teuer, dass wir uns nicht leisten können, damit viel auf Urlaub zu fahren." Dies beendet Neidanfälle unsererseits völlig… Es ist auch der erste Campground auf dem wir vor Klapperschlangen gewarnt werden. Und das NÖRDLICH von San Francisco!

San Francisco machen wir im "Vorbeigehen", die erste Großstadt, in der wir uns nicht verfahren (weil wir gelernt haben und nicht vom Highway abfahren). Dennoch erledigen wir die Golden Gate Bridge im Darüberfahren, sehen Alcatraz im Vorbeifahren und Downtown im Durchfahren. Die Cablecars und die berühmten Hills heben wir uns mal für einen Städteflug auf…

Danach dann nach Osten (ganz eine neue Himmelsrichtung). Der Plan sieht vor, den Yosemite National Park zu durchqueren, dann nach Death Valley (dort wird es ja wohl hoffentlich warm sein!) und weiter nach Vegas und zum Grand Canyon. Yosemite könnte jedoch im wahrsten Sinne den Wortes ins Wasser fallen – wir sitzen 20 Meilen davor am Campground im strömenden Regen und da der zu bewältigende Pass im Park auf über 3000m Höhe liegt könnte er bereits beschneit sein und damit für uns unpassierbar.

Wir sind alle in den letzten Tagen etwas unruhig. Das Bedürfnis nach "Urlaub" – sprich ein paar Tagen am selben Ort – ist groß, aber das Wetter treibt uns. Vor ein paar Tagen schien es noch unvorstellbar, dass die Landschaft hier anders als trocken und gelb ist, aber bei dem Regen heute glaubt man den Berichten, dass hier ab Herbst bis Frühsommer alles grün und saftig ist.

Die Buben haben sich Spielgeld gekauft und nun wird begeistert alles bezahlt und verrechnet. Beide sind sehr großzügig mit Trinkgeld, wenn sie mir ein Butterbrot bezahlen!

Nun sind wir bereits seit 9 Wochen unterwegs. Unglaublich. In Mendocino sprach uns eine Frau an. Als sie hörte, wie lange wir schon in unserem kleinen Bilbo unterwegs sind, meinte sie nur: "Und ihr redet noch miteinander?!" Ja, tun wir. Wir hatten noch nicht mal einen richtigen Streit. Ist das nicht direkt fad? (Nein, ist es nicht!!!!)

Jacob sagt: diese riesigen Bäume waren dicker als der Bilbo und wir haben gesehen, wie ein Auto voll in den Graben gestürzt ist und war völlig verbeult. Und wir haben zehn Geier gesehen, die ein Roadkill gefressen haben. Hier am Campingplatz gibt es ein Lama, das schaut ganz lustig aus.

Finn sagt: Die Ziegen haben meine Hand abgeleckt. Ich bin müde. Das Wetter ist im A…. (dieses Wort kostet ihn 10cent. Aber das ist es ihm wert, sagt er.)