11.12.06

Raglan die 3.

Samstag, 9.12.06.

Das Wetter hängt noch immer im April – wenn Sonne, dann stark, aber meist mit Wind, und Mann kann es hier regnen! Dementsprechend waren wir ein paar Mal in Hamilton: bummeln (Malls sind bei Regen doch was Herrliches), Gerhard war trotz Regen auf der Driving Range (der Abschlag ist ja überdacht) und wir waren im Lollipops, einem Innen-Spielplatz.

An einem der schöneren Tage waren wir bei den Bridal Veils Falls, 55m hohe Wasserfälle, sehr schön. Die Jungs waren unten sogar im Wasser – und haben sich dabei ein wenig verkühlt scheint es. Die ersten Schnupfnasen seit einem halben Jahr.

Donnerstag waren wir sogar in der Schule, sehr nett. Jede Klasse hat ihr eigenes Haus, teilweise mit atemberaubender Aussicht, Teppichboden in der Klasse (nicht das pflegeleichte Plastik unserer Schulen), Lego, Aquarium, Vogelkäfig… Wir haben ein wenig von Österreich erzählt und fanden es sehr spannend, Schulkinder in Jacobs Alter zu erleben. (und sehr tröstlich – deren Rechtschreibung ist teilweise noch schlampiger als Jacobs). Alle fanden es sehr witzig, ein paar deutsche Wörter zu lernen. Und dass unsere Kinder erst mit 6 in die Schule müssen empfanden sie natürlich als Frechheit (hier beginnt man mit dem 5. Geburtstag, egal wann im Schuljahr das ist). Eine Schulaufführung der 1.-2. Klassen gab es auch, sehr süß. Und man sieht, dass Kinder auf der ganzen Welt sich vor Publikum gleich benehmen.

Das Wetter hier macht allen zu schaffen, so einen kalten Winter hätte es noch nie gegeben und der Frühsommer sei auch völlig ungewöhnlich. Wenn man dann noch von den Verwandten aus L.A. hört, dass es unerwartet kalt ist, wenn die britischen Eltern der Nachbarn vom heißesten Sommer Englands mit Wasserrationierung reden und man hört, dass es in Wien immer noch nicht Winter ist – dann bekommt Klimawandel eine andere Bedeutung. Nichts, was "irgendwo" geschieht, sondern überall. Am liebsten möchte man dann doch einige Politiker wachrütteln und vom Profit- und Weltwirtschaftsdenken abbringen können. Umweltschutz ist hier zwar ein größeres Thema als in den USA, aber noch weit von dem, wo es sein sollte. Mülltrennung existiert, aber viele der Müllsammelstellen schließen wieder wegen Unwirtschaftlichkeit. Nach wie vor wird man – in den USA wie hier – an den Supermarktkassen mit Plastiksackerln (-tüten) überhäuft, meist werden sie nur halbvoll und sortenrein gepackt geräumt, sodass man von einem kleinen Einkauf mit zig Sackerln heimgeht. Kommt man mit der Einkaufstasche hört man schon mal ein verwundertes "You want that all in there?" Dass man Fleisch, Obst und Zahnpasta in eine Tasche geben kann scheint ungewöhnlich.

Häuser werden hier wie in den USA großteils in einer für uns ungewöhnlichen Art gebaut: Ein Holzrahmen (auch für mehrstöckige Wohnhäuser), dann Pressspanplatten (wenn überhaupt, hier haben wir auch schon Baustellen gesehen, die ohne auskamen), darüber wird das ganze in eine dicke Plastikfolie gewickelt (zwecks Winddichtheit), dann innen Rigipsplatten auf den Holzrahmen, außen eine Art Fassade – Holz- oder Ziegel vortäuschende Plastikpaneele, fertig. Fensterscheiben sind prinzipiell nur Ein-Glas-Scheiben, nix Doppelverglasung. Der Effekt bei Wetter wie diesem ist, dass das Kondenswasser innen nur so die Scheiben runter rinnt, der Schimmel in manchen Ecken blüht, wenn man nicht dauernd lüftet.

Gerade eben ziehen die Jungs mit unseren Gastgebern ab, um einen Weihnachtsbaum fällen zu gehen. Und wir hoffen, dass wir unser Sommer-Weihnachten kriegen, wir wollen doch am Strand feiern! (ist es nicht komisch, mitten im Sommer einen Tannenbaum zu fällen und ins Haus zu stellen? Nun gut, von Sommer ist im Moment eh keine Rede)

Jacob sagt: Ich hab eine Maorikette gekriegt

Finn sagt: Wir haben mit Matthew urviel Playstation gespielt und ich hab auch mal gewonnen.

Jacob sagt: ich hab aber öfter gewonnen.

Etwas später:

haben wir uns über das Wetter beschwert? Das Wetter zeigt uns, das es noch "beschwerenswerter" geht – es hagelt!! So sieht hier also der Sommer aus. Oder versuchen die Wettergötter nur, uns ein wenig Weihnachts-Schneestimmung zu bescheren?

Dienstag, 12.12.06

Endlich wieder Sonne!

Wir haben am Samstag eine Tanzvorführung der Mädels besucht – 64 Kinder von 4-16, Ballett bis HipHop, liebevoll gemachtes Bühnenbild, aufwendige Kostüme, witzige Choreographien. Dazu ein 12jähriger Junge, der sang, dass die "Stars" bei Starmania sich verstecken können. Erstaunlich, was für Schätze man in so einer Kleinstadt findet!

Gestern waren wir in Rotorua, dem Schwefel-kapital Neuseelands (auch Kurort für Rheumakranke genannt). Abgesehen vom Geruch war es sehr schön. Wir besuchten Te Puia (auch Whakarewarewa Thermal Village genannt, aber wer kann sich das merken?), ein Maori-Kulturzentrum mit Tanzvorführung und in einem Park voller Geysire und blubbernder Schlammpfützen gelegen (Bubberbuus von den Jungs genannt). Sehr beeindruckend! Den großen Geysir (Pohutu) sahen wir leider nicht in Aktion, aber den Prince of Wales Feather Geysir sahen wir, das war schon sehr imposant (wobei Prince of Wales und imposant? Na ja, es ist nur ein Name). Wir trafen dort eine österreichische Familie aus Wolkersdorf – klein ist die Welt… Die Maorivorführungen sind immer sehr stimmungsvoll (ist ja schon unsere zweite), sehr fröhlich in Musik und Darstellung und faszinierend in ihren Gebräuchen. Jacob stellte fest, dass er so was in Canada auch gerne von den Indianern gesehen hätte, aber "die waren nicht so gut organisiert wie hier, gell?"

Am Heimweg besuchten wir noch das Toy Castle in einem kleinen Ort, der voller Wellblechfiguren ist. Da hat echt wer eine kleine Burg nachgebaut, mit einem Burggraben voller Goldfische, und drinnen lauter altes Spielzeug in Vitrinen gestopft (gestopft der einzig passende Ausdruck). Die Ritter der Tafelrunde (bestehend aus 90cm großen Poohbär, Pink Panther und anderen Stofftieren) mitten in Neuseeland… das englische Erbe ist eben stark hier.

Jacob sagt: Die Puppies laufen jetzt schon bei den Schafen und Kälbern herum.

Finn sagt: es gibt ein Puppy das weiß-schwarz getupft ist, das ist mein Lieblings.