2.12.06

Raglan die zweite

Wir verbringen ruhige, aber nicht fade Tage. Unglaublich, dass schon wieder eine Woche um ist, seit wir hier sind. Das Wetter ist aprilisch, letztens gab es hier in der Nacht Sturm, dass unser Bett bei jeder Boe gebebt hat, etwas beunruhigend. Inzwischen haben wir gottlob Sonne, es macht das Leben doch leichter, wenn man nicht mit zwei lebhaften Buben in ein kleines Häuschen eingesperrt ist.

Am Hof tut sich einiges, am Freitag waren wir bei unseren Gastgebern zum BBQ eingeladen, gemeinsam mit ihren Nachbarn. Das war ein ungemein netter und witziger Abend, die frisch aus England übersiedelten Nachbarn versprühten Unmengen britischen Humor. Und das Essen war auch fantastisch.

Im Gegensatz dazu das Speiseangebot in Raglans Schule, wo die Jungs mit den Kindern von hier Fußballspielen gingen – zum gesunden Sport wurden nur Zuckerlimonaden und Unmengen Lollis angeboten… die Eltern waren relativ erschüttert, als wir das erzählten, offenbar haben die Kinder das bis jetzt geheim gehalten (warum wohl?). Jacob schlug sich übrigens sehr wacker dabei, schaffte es sogar als einer von zweien (von insgesamt etwa 30) den im Tor hängenden Kübel zu treffen. Finn traf dafür einen Mitspieler Kopf an Kopf und trug eine dicke Beule davon ("Heut ist echt nicht mein Tag").

Täglich sitzen wir eine Weile im Hot Tub, ob Sonne oder Sturm, das ist immer ein wunderschönes Erlebnis. Gestern waren wir am Strand, aber der Wind (man könnte auch sagen Sturm) war so stark, dass wir bald wieder flüchteten.

Ansonsten haben wir zweimal Hamilton, die nächste größere Stadt, besucht. Die Buben haben dort Malen nach Zahlen entdeckt und Jacob ist nun schon beim zweiten Bild, das er mit unerwarteter Geduld und Konzentration (und etwas Hilfe) bearbeitet.

Heute gab es große Aufregung am Morgen. David und Bronwyn sind übers Wochenende verreist, sodass Rachel (die Lehrerin) die Aufsicht über die Puppies hat. Aufgeregt kam sie zu uns, weil eines der Puppies mit dem Kopf in der Hundefutterdose feststeckte und sie ihn nicht befreien konnte. Mit vereinten Kräften gelang es uns dann, das arme Würmchen war schon kurz vorm Ersticken. Für die Buben war das natürlich unglaublich spannend und aufregend.

Ansonsten genießen wir die Ruhe und Weite hier sehr. Die Buben hupfen alle Augenblicke mal auf ihre (geborgten) Räder und düsen ein paar Runden über den Hof, besuchen die Puppies oder füttern die Hühner, malen, spielen mit den Kindern – und all das geht hier so einfach, viel problem- und müheloser als in Wien. Einfach auf eigene Faust draußen sein zu können und mit Tieren zu kommunizieren ist für Kinder schon etwas unglaublich Wertvolles.

Raglan selbst ist ein netter kleiner Ort mit einer wunderbaren Kräuterstube – habe mir dort bereits eine sehr interessante und gute Beratung gegönnt und wurde mal wieder in meinem Kräuterinteresse bestärkt. Man merkt aber, dass nun der Sommer kommt, denn die Touristen werden immer mehr.

Gerhard genießt die Nähe zum Golfplatz, hat es aber bis jetzt noch nicht geschafft, ein Schaf abzuschießen (die grasen dort als lebende Rasenmäher am ganzen Platz). Heute ist er etwas marod, nachdem er gestern in Kiwi-manier barfuss gehen wollte und sich beide Fersen am heißen Asphalt verbrannt hat… nun humpelt er auf Zehenspitzen und ist gezwungen, Golf im Fernsehen zu verfolgen (zur Zeit läuft gerade das New Zealand Open).

Jacob sagt: Ich hab mit dem Rad eine volle Bremsspur durch die Pferdekacke gemacht.

Finn sagt: ich hab mir überall wehgetan