27.11.06

Raglan

Sa, 25.11.06

Wir schmeißen uns an die Westküste und dort nach Süden. Landschaftlich – grün. Folgende Kommentare hört am im 10-Minuten Takt: Schau, der volle Dschungel. – Da schaut's aus wie in der Steiermark. – Ist fast wie in Irland da.

Wir besuchen das Kauri Museum und bestaunen dort Quer- und Längsschnitte dieser Riesenbäume. An den Zauber der Redwoods in Californien kommen sie aber nicht ran, dafür gibt es einfach zu wenige.

Auf Grund eines (des) U2 Konzertes in Auckland brauchen wir eine Weile, bis wir – weit südlich von Auckland – ein Motel finden. (auf Wunsch Jacobs zur Abwechslung ein Motel statt Jugendherberge. Sein Traum erfüllt sich – er kommt zum fernsehen, kuschelig am Bett knotzend…) Die Besitzerin ist sehr reizend, gibt uns die Zimmer billiger weil wir ja zwei nehmen müssen, da sie kein Dreibettzimmer hat. Jeder Satz endet in einem "Love". "Do you like the rooms, love?", "Here are the keys, love.", "There's milk in the fridge, love."

Wir kochen Pasta (ja, die Motels hier haben Miniküchen im Zimmer) und verbringen die erste getrennte Nacht (Mama in einem Zimmer mit Finn, Gerhard mit Jacob) seit Monaten. Ein komisches Gefühl.

Und heute dann endlich Raglan! "Unsere" Farm! Wir erforschen auf der Herfahrt noch rasch den Ort und kämpfen uns dann die Schotterpiste den Berg hinauf. Oben dann begeisterter Empfang durch Meg, den Hofhund, der uns und dem Finn nicht mehr von der Seite weicht. Unsere Gastgeber – David und Bronwyn, er ein Bär, sie ein Hauch von Nichts, so dünn – sind ruhige und nette Leute, unser Häuschen ist klein (aber immer noch viel größer als Bilbo) und hat für die Mengen unseres Gerümpels zuwenig Ablageflächen, aber die Aussicht ist ein Traum, und wir haben alles, was wir brauchen. Zum Einstand begeben wir uns gleich in den Hot Tub auf der Terrasse (ja, wir haben einen eigenen Hot Tub!) und suhlen uns im warmen Sprudelwasser mit Blick auf grüne Hügel, das Meer und ein paar Kühe. Fehlt nur noch gutes Wetter, denn im Moment stürmt es.

Notizen zu Neuseeland:

Alles viel ruhiger hier, entspannter. Die Leute vertrauen einander noch mehr – es gibt viele "herrenlose" Standln am Straßenrand, wo man sich selbst mit Obst und Gemüse bedient, auf einen Zettel die genommene Menge einträgt, das Geld in die Kasse legt – und sich selber das Retourgeld aus der Kasse nimmt!

Auch Kurzparkzonen gibt es hier – oft ohne Parkuhr, Geldautomat oder ähnliches. Einzig ein Schild, auf dem steht "30min" oder "60min" am Straßenrand, und jeder hält sich so in etwa daran.

Sprachlich findet man hier alles, meist noch ein sehr britisches, oft auch ein recht schottisches Englisch, alles weit entfernt vom Kauderwelsch der Australier.

Aber auch hier gibt es Probleme, oft mit den (jungen) Maori. Zur Zeit im Northland in den Schlagzeilen der Überfall auf ein niederländisches Urlauberpaar, das gekidnappt, ausgeraubt und vergewaltigt wurde (die Frau…). Die Menschen sind geschockt, so was gab es noch nie. Interessant auch die Berichterstattung, die sich absatzlang darüber ergeht, wie schlimm das für den Ehemann gewesen sein muss, so durchtrainiert und fit und kann seiner Frau nicht helfen. (im ersten Moment fand ich das rührend und ungewöhnlich, dann dachte ich aber doch – und was ist damit, wie's der Frau geht?)

Auch die übliche Begrüßung – nach dem immer gutgelaunten "Perfect. Great. Wonderful" der Amerikaner auf die Frage "How are you?" - hier das wunderbare "Not bad at all". So viel vertrauter, so viel sympathischer (ja, wir Österreicher tun uns schwer mit der Positivität…)

Alles in allem hat man aber nicht das Gefühl, am anderen Ende der Welt zu sein, dafür ist alles viel zu europäisch. Da waren die USA "fremdländischer". Ausserdem rennen hier haufenweise Deutsche rum (man muss echt aufpassen, was man sagt, die Gefahr, verstanden zu werden, ist gross)

Jacob sagt: Das Buch (aus dem lang ersehnten, freudig erwarteten Packerln aus Österreich) ist urspannend. (danke an die Omas, Opa, Tante)

Finn sagt: Der Hund ist lieb. Und der Hund hat Babies. (große Diskussion am Weg her: die Hündin hat Welpen. Aber wie geht das, die haben ja nur einen Hund???? – Ist halt der Nachbarshund der Vater. – Das geht??????)

Dienstag:
wir sind auf einer abgeschiedenen Farm und haben inzwischen mehr Leute kennengelernt als sonst in langer Zeit. Da ist mal Megan, das schottosche Vollweib, das die Kuehe melkt. Dann Rachel, die junge, witzige Lehrerin (der Traum aller Schulkinder) die hier am Hof lebt. Die Kinder - Jessica, 10, bildhuebsch mit roten Haaren, ganz Dame; die Zwillinge Mathew und Kathrin, 8, die sofort mit den Buben Freundschaft geschlossen haben, die Eltern von Bronwyn, urige Typen, sehr britisch, und am allerwichtigsten die 7 Hundewelpen, in die sich Finn sofort verliebt hat.
Das Wetter ist wie im April, alle hoffen auf etwas mehr Sonne. Aber auch so findet sich genug zu tun - Rad fahren, Hunde streicheln, Trampolin huepfen, plaudern, im Hot Tub sitzen, die neuen Buecher lesen...
Jacob sagt: es ist urcool hier
Finn sagt: Die Welpen sind sooo suess.