30.5.06

immer noch Wien....

Da sich der Zustand meines Vaters dieses Wochenende verschlechtert hat - nachdem alles für seine "Übersiedelung" nach Hause bereit war - und er diese Woche nicht, frühestens nächste, vielleicht auch gar nicht, nach Hause darf, habe ich gestern schweren Herzens den Entschluß gefasst, dass wir bis zu unserem Abflug nach Canada Ende Juli in Wien bleiben. Anfang Juli hätten wir so und so wegen der Wohnmobilverschiffung zurück sein müssen, es sind also "nur" 4 Wochen plus... Schlimm genug, vor allem bei dem Wetter hier. Aber ich hätte kein gutes Gefühl, irgendwo in Frankreich zu sitzen und nicht zu wissen, wie mein Vater versorgt ist.
Wir freuen uns über Anrufe und Besuche, sind aber momentan selber nicht in der Stimmung, die Initiative zu ergreifen, da man ja nie weiss, ob der andere weiss, wieso wir hier sind. Und das erklären ist sooo mühsam..

23.5.06

Wien

Nun sind wir also bereits seit einer Woche wieder in Wien (bzw. die Buben im Burgenland), aber wir fühlen uns furchtbar fremd hier. Die Tage vergehen mit Spitalsbesuch, Wohnung meines Vaters (auf)räumen, und nicht wissen, wohin mit uns.
Es ist ein eigentümliches Gefühl, in den persönlichen Sachen meines Vaters herumzuwühlen, spannend, weil ich durch Photos und Briefe (die überall herumliegen) einen Einblick in das Leben meines Vaters "vor mir" bekomme, aber aus eben diesem Grunde auch nicht gerade etwas, das man so nebenbei verarbeitet. Sein Zustand schwankt, aber er ist soweit stabil, dass einer Heimpflege nichts im Wege steht, sobald wir eine Rund-um-die-Uhr Pflegerin haben. Wir hoffen, wenn alles gut funktioniert, in etwa zwei Wochen wieder on the road zu sein, wohin auch immer.
Bis dahin allen danke für die vielen netten Kommentare, Fortsetzung folgt sicher.

16.5.06

Reise-Unterbrechung

Da mein Vater - auf eigenen und sehr verständlichen Wunsch - aus dem Spital nach Hause entlassen wird und hierfür ein ganzer Haufen an Vorbereitungen nötig ist, weil er ein absoluter Pflegefall ist, sind wir nach Wien zurückgekehrt. Die Buben sind im Burgenland bei den Großeltern, damit wir die nächsten Tage die Wohnung meines Vaters Krankenzimmertauglich machen können.
Dies nur als kurze Information an alle, Sinnvolleres ein ander mal. Momentan sind wir etwas geschlaucht nach einer 22-Stunden Fahretappe von Toulouse nach Wien.

13.5.06

Tag 15 und weiter gehts


Tag 15. Wir fahren weiter landeinwärts, durch eine absolut bizarre Gegend – die Alpen von Verdon. Ich erinnere mich an die Geographiestunde, in der wir eine Zeichnung eines Gebirges zu sehen bekamen, um zu verstehen, wie sich Gebirge auffalten und zusammenschieben. Damals schien diese Zeichnung übertrieben, hier ist sie Realität. Berge, an denen man jede Schicht und jede Falte sieht, Bergstrassen, die sich in kürzester Zeit auf 1000m Höhe schrauben (Gerhard erspart sich das Fitnesstraining, Bilbo hat nämlich keine Servolenkung…), dann wieder Schluchten mit glasklarem, türkis leuchtendem Fluss darin (dem Verdon).
Wir beschließen, am Lac de St. Croix zu nächtigen. Die Karte zeigt Serpentinen an, die zum See führen – wir nehmen an bergab, denn oben sind wir ja schon. Doch es geht weiter bergauf, bis wir plötzlich inmitten dieses Gebirges auf einer Hochebene sind, die fast an das Marchfeld erinnert. Links die Schlucht, darin der See, rechts die unendliche Weite mit Mohnblumen und Lavendelfeldern. Wir kommen dann aber doch wieder hinunter zum See und campen wild, idyllisch und kalt am See.
Am nächsten Morgen Flucht vor der Kälte schon vor dem Frühstück, welches wir dann im typisch französischen Örtchen Riez zu uns nehmen. Schulunterricht am Parkplatz vor dem dortigen Gymnasium, wo wir den Schüler beim Sportunterricht zusehen.
Dann der lange fällige Großeinkauf. Fremdländische Supermärkte haben auch einen eigenen Charme, was es da alles zu erforschen gibt! Wir decken uns, entgegen unserer Gewohnheit, auch mit Knabberzeug ein, um Dramen wie in Nizza zu entgehen.
Weiter nach Roussillon, zu den berühmten Ockersteinbrüchen. Schon am Weg leuchtet die Erde am Straßenrand dunkelrot. Mit Wohnmobil aber scheint es kein Hinkommen zu geben, die alte Ockermühle die wir besuchen, wirkt nach unfreundlicher Touristenabzocke. Also suchen wir uns ein nettes Plätzchen in der Nähe, kurz vor Goult, und campen wieder wild, in einem kleinen Wäldchen. Jacob und Finn entdecken, dass unter der obersten Erdschicht auch hier Ocker lauert und buddeln fröhlich drauf los, einen Ockervorrat für den Oggauopa… „Besser als Fernsehen“ findet Jacob.
Am nächsten Morgen weiter nach Avignon. Aber es ist immer noch kalt, der Himmel bedeckt. Also beschließen wir kurz vor Avignon nach Süden abzubiegen und erreichen nach einem kurzen Zwischenstopp bei St. Remy (römische Ruinen; van Gogh) die Camarque. Weiße Pferde, schwarze Stiere, rosa Flamingos, alles da. Der Ort Ste. Maries de la Mer ein Touristenort sondergleichen, aber der Campingplatz liegt außerhalb, es sind Kinder hier, das Meer ist wunderschön, die Sonne scheint, die Wäsche ist in einer Stunde trocken, es gibt Muscheln am Strand, was will man mehr. Einziges Minus: der kalte Wind, der die meiste Zeit weht. Wohl der berühmte Mistral.

Jacob sagt: gar nichts, weil er gerade mit niederländischen Jungs in seinem Alter Fussball spielt.
Auch Finn sagt: nichts, denn auch er ist schwer beschäftigt, internationale Verbindungen zu knüpfen.
(Fotos: die ersten Crepes, Gerhard bei Yoga am Strand, das ist Leben!)

Nach zwei Tagen am Meer treiben uns die dunklen Wolken wieder weiter. Wir verabschieden uns von Martin, Tina, Baby-Nele und Gummistiefel-Ole aus Bayern, deren Mercedes Womo unseres an Alter noch um einige Jahre überbietet (und das will was heißen!)
Am Weg nach Narbonne besuchen wir ein Dinomuseum, das auch eine Ausstellung über die Geschichte der Urmenschen zeigt. Die Buben sind vor allem von den urzeitlichen Speeren, den lebensgroßen (also kleinen) Urzeitmenschen-Dioramen und den verschiedenen Methoden, Feuer zu machen, begeistert. Da es durch den Besuch der Ausstellung schon spät ist, campen wir wieder wild, in der Nähe des Ortes Nissan.
Am nächsten Morgen (Samstag, Tag 20) regnet es, der Himmel lässt auf keine Wetterbesserung hoffen. Wozu also ans Meer? Nach kurzer Diskussion beschließen wir, Richtung Atlantikküste weiterzufahren. Wir erreichen Carcassonne und besuchen die Burg. Unglaublich beeindruckend. Innerhalb der Burgmauern befindet sich eine ganze Stadt, in der es bei sommerlichen Temperaturen und Touristenmassen sicher der Horror ist, heute bei Nieselregen und Vorsaison ist es richtig stimmungsvoll. Jacob und Finn spielen Burgwache auf den Zinnen, bestaunen die Pechnasen und Schießscharten, die ausgestellten Waffen und Rüstungen. Somit haben wir innerhalb von drei Tagen die Menschheitsgeschichte von der Urzeit über die Römer (St. Remy) bis ins Mittelalter abgedeckt…

Nachmittags klart das Wetter auf und wir machen einen schoenen Spaziergang durch die Stadt. Ich wuerde ja gerne viel mehr Fotos posten, aber das Internet hier in dem Cafe ist eher lahm... naechstes Mal!

Jacob sagt: diese Burg ist super-duper-duper-sau-schön. Wir waren in der Ausstellung über Steinzeitmenschen und Dinos. Die Steinzeitmenschen waren soooooo supertoll.
Finn sagt: Die Dinos waren einfach so toll. Ich hab mir einen Beschützerdrachen gekauft in der super tollen Burg.

8.5.06

Ligurien

Freitag, Tag 12, waren wir in Genua, im Aquarium. Tolles Aquarium, wirklich sehr beeindruckend. Genua selbst – ein Krebsgeschwür. Häuser wuchern an den steilen Wänden der Schluchten, die Vespas beherrschen die Stadt – fährt man bei Grün über eine Ampel, lauert in jeder Quergasse eine zweirädrige Armada vor der Autokolonne, bereit loszupreschen. Alle Fahrzeuge über 1,60 Höhe (also auch wir) sind offenbar Feindbild der Genueser, denn es gibt keine Parkplätze für anderes als PKW und Motorräder. Ernsthaft. Nach langem verzweifelten Suchen ging ich mit den Buben ins Aquarium, während Gerhard die nächsten 3 (!!) Stunden in der Gegend rumfuhr (und noch immer keinen Womotauglichen Parkplatz fand). Außerdem stinkt die Stadt, das können auch die paar schönen Bauten nicht wettmachen. Aber das Aquarium ist toll.
Unser Womo hat nun endlich auch einen Namen bekommen: weil es beim Schalten in den engen Gassen manchmal so beutelt, nannten wir es Bilbo Beutlin. Ein passender Name – Bilbo Beutlin ist alt, weitgereist, hat viele Abenteuer erlebt… Jacob und Finn sagen Bilbo Beutel zu ihm, na ja, literarisch sind wir eben erst bei der „Unendlichen Geschichte" (in Kapitel 12) und noch nicht beim „Herr der Ringe".
Weiter die ligurische Küste entlang, wunderschön. Seit vor Genua wuchert hier die Pflanzenwelt, unvorstellbar. Kapuzinerkresse in Hülle und Fülle, hier am Campingplatz in Villanova bei Albenga wächst Rosmarin als Wegbegrenzung, höher als Jacob. Vor Bilbo steht ein blühender Salbeibusch, ein meterhohes lila Blütenmeer, traumhaft.
Die Orte hier sind zumeist dem bisschen Land abgetrotzt, dass sich zwischen Meer und Bergen bietet, Häuser an die Hänge geklebt wie Fliegen, unzählige Treppen, alles sehr idyllisch, die Ortschaften ein wenig heruntergekommen.


Einzig die Halbinsel bei Portofino – die Riviera Italiens. Orangenbäume als Allee, edle Villen, Yachten im Hafen. Die Strasse so eng, dass wir nach einer Weile aufgeben.
Wir haben bereits Unmengen Fotos gemacht, aber es ist fast unmöglich, aus der Fülle ein oder zwei zum Posten auszusuchen.
Tag 13, Samstag, ein ruhiger Tag. Das Wetter etwas trüb, aber warm. Ballspielen, Lager bauen, Insekten beobachten, ausruhen….

Jacob sagt: das Aquarium in Genua war supertoll. Ich habe einen Schmetterling gefangen. Und ich hab den Ameisen ein Haus gebaut.
Finn sagt: auch das Aquarium. Ich kann bis 100 zählen und das ganze Alphabet.

Tag 14, Sonntag. Wir verlassen la bella Italia und überschreiten die Grenze nach Frankreich. Vive la France! Obwohl wir dieselbe Strasse die Küste entlang weiterfahren merkt man bereits nach kurzer Zeit eine Veränderung im „Flair".
Wir durchqueren Monaco – in gewisser Weise ein Flop. Wir sind zu nahe am GrandPrix Wochenende, so ist halb Monaco bereits für Aufbauarbeiten gesperrt. Nichts mit durch den berühmten Tunnel düsen, den Hafen entlang brausen und die Haarnadelkurve nehmen. Außerdem scheint Monaco an diesem Sonntagmorgen wie ausgestorben.
Wir brausen weiter Richtung Nizza. Entlang der traumhaften Strandpromenade, begleitet von lauten Sprechchören aus dem Hintergrund: „Wir wollen essen, wir wollen essen!"(Schulfach: Stimm- und Rhythmusübungen). Es dauert noch eine ganz schöne Weile bis wir die richtige Kombination aus „Lebensmittelgeschäft" – „offen" – „Parkmöglichkeit" finden. Dafür verkauft uns dann ein entzückend charmanter Franzose Baguettes und Madeleines.
Nachmittags dann dafür ein absolutes Highlight für Jacob und Finn: Wir entdecken Marineland bei Antibes. Die französische Version von Seaworld in Florida. Nach einem Besuch bei den Haien (ein Glastunnel, durch den man geschleust wird. Wahrscheinlich bemitleiden die Haie die armen gefangenen Menschen), einer Orca-show (5 Orcas, sehr liebevoll gemachte Show) und einer Delphin-show (6 Delphine, witzig, spritzig) sind Jacob und Finn selig und erledigt.

Wir streben den nächstbesten (Betonung auf „nächst") Campingplatz an und verbringen eine Nacht mit Fluglärm und Orca-Delphin-Träumen.

Jacob sagt: Marineland ist das coolste Land! Und es gibt eine coole Orcashow.
Finn sagt: Die Delphin (finnisch: „Dellefinn")- Show war das Beste.

4.5.06

Wir sind gestartet!

Wenn auch mit Fehlstart. Fuhren am Montag nach großer Verabschiedung durch die Großeltern nach Kapfenberg und besuchten Cory, Jacobs und Finns Cousine. Dort erreichte uns der Anruf, dass der Ersatzteil (Tankdeckel) auf den wir vergeblich gewartet hatten, nun doch eingetroffen sei. Was tut man also? Man fährt zurück nach Wien und verbringt die erste Nacht der Weltreise am Campingplatz Wien West… Auch eine große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt, nicht wahr?
Weitere Stationen bis jetzt:
Bad Radkersburg – Erlebnisbereich Thermalbad leider geschlossen. Ein Campingplatz, bei dem sich die Frage aufdrängt: “Wie hässlich müssen die Wohnungen der Dauercamper sein, wenn sie diesen engen, grün-losen und lieblosen Campingplatz als Sommerdomizil wählen?“
Gotschuchen im Rosental – wunderschön, abgeschieden, wenig Leute, viel Grün. Gerhard und ich machen Yoga auf der Wiese vorm Womo (das noch immer keinen Namen hat) während die Jungs Sand buddeln, Fische beobachten, schaukeln. Sehr idyllisch.
Weiter geht es dem schlechten Wetter davon, geplant als erster Strand Lignano oder ähnliches, doch auch dort mieses Wetter, also landen wir am Gardasee (zwar kein Meer, aber groß genug um einen Sandstrand zu haben). Wunderschön, lauter alte Olivenbäume, neben uns ein Pippi-Langstrumpf-Hohlbaum, am See Unmengen (gezählte 120) Eidechsen (und 5 Schlangen), traumhaft. Wir verbringen hier 2 Tage, aber dann vertreibt uns doch wieder der Regen, es ist eben April.
Zur Freude des großen und der kleinen Jungs verbringen wir einen halben Tag in Maranello (für alle Frauen: dies ist der Ort, in dem Ferrari beheimatet ist), besuchen die heiligen Hallen in denen Ferraris von anno Schnee bis heute ausgestellt sind und die Testrennstrecke.
Dann die erste Nacht ohne Campingplatz, am Parkplatz eines Restaurants, hoch oben über den Hügeln der Toskana, unter Pinien mit Blick übers Tal. Sehr idyllisch. Die Landschaft ist atemberaubend (die Kurven der Strassen auch), allein all diese Olivenbäume, der Mohn (der blüht hier schon), die Hügel…
Jacob kriegt endlich den langertraumten Riesenpaprika:

Am Tag 7 dann Vinci, ein sehr netter kleiner Ort, das Museum auch nett, aber nicht so beeindruckend wie gehofft. Dann Pisa – morgen ist Feiertag, die Stadt wurlte nur so von (italienischen) Touristen. Der Turm ist aber dennoch beeindruckend (erstaunlich, dass man schon vor hunderten von Jahren an fremdenverkehrstaugliche PR dachte, und den Turm schief baute…). Und zum Abschluss des Tages – der Strand! Endlich!!!!! Im Sand sitzen, den Wellen lauschen, eine paar schüchterne Sonnenstrahlen auf der Haut spüren… Jacob und Finn vor Freude ganz narrisch, wälzen sich im Sand, hüpfen wie die Ziegenböcke herum, bauen Sandburg. Allein diese Luft! Dieser leichte Salz-Fisch-Geruch. Wenn das Wetter uns gnädig ist, bleiben wir hier ein paar Tage.