31.8.06

Manitoba und viel weiter


Manitoba – flach. Flach. Und vor allem - flach. Fast 500km geradeaus. Links abgeerntete Getreidefelder, rechts abgeerntete Getreidefelder. Und wir dachten, die Wälder wären monoton.
Einziger Lichtblick in diesem überdimensionierten Marchfeld: Winnipeg, eine wunderschöne Stadt. Und hat einen netten kleinen Vergnügungspark.
Manitoba hat nicht nur die größten Felder Canadas, sondern auch die kleinste Stadt (sagt zumindest das Schild), mit 89 Einwohnern. Der Name dieser Besonderheit ist: Fleming. (Grüße an Stefan!)
Wir verweigern uns diesem Bundesstaat und tun hier nichts außer einmal nächtigen. Der Campingplatz ist wohl einer der wenigen Orte, auf dem Bäume stehen.
Am nächsten Tag Weiterfahrt nach Sasketchewan. Welch Überraschung: More of the same. Nein, es ist doch etwas abwechslungsreicher. Mehr Baustellen, mehr Ortschaften.
Wir campen recht bald nach der Grenze, die Buben sind selig, denn es gibt einen Badeteich. Dort schließen sie auch gleich Freundschaft mit anderen Buben und gehen mit ihnen auf Schnecken- und Molchjagd. (Ekel verbindet?)
In der Nacht dann ein Wahnsinnsgewitter, mehr als 2 Stunden lang blitzt und donnert es. Jacob und Finn schlafen tief und fest.
Do. 24.8., Tag 50 gesamt
Das Wetter bietet sich für einen Besuch in der Hauptstadt Regina (202 000 Ew) an. Wir gehen ins Royal Sasketchewan Museum, sehr schön. Von der Urzeit bis zu den "First Nations" (hiesige Bezeichnung der Indianer), mit Unmengen ausgestopfter Tiere, die aber sehr schön in den entsprechenden Landschaften drapiert sind, lang nicht so morbid und grauslich wie im Naturhistorischen Museum.
Danach, weil es schon spät ist und wir alle verhungern, gehen wir essen. Eine Seltenheit. Natürlich Pizza, eh klar. Der Kellner ist ganz begeistert, wie "cute" unsere Buben sind. Ja, das sind sie!
Und dann noch das highlight für Finn: nebenan im Golfshop (den Papa natürlich besuchen muss) bekommt Finn seinen eigenen Putter (Golfschläger). Die Kinderschläger auf den Minigolfplätzen sind ihm immer viel zu groß und weil er wirklich gerne und ehrgeizig spielt lassen wir einen "echten" Schläger für ihn kürzen. Sieht sooo süß aus! Und Finn steht nun eifrig draußen in der Wiese und übt, stolz wie ein Schneekönig. Jacob schmollt natürlich, eh klar, über die Ungerechtigkeit der Welt…
Auch Sasketchewan ist dünn besiedelt, bei knapp über 1 Mio Einwohner auf 652 000 km². Angeblich ist es weiter im Norden schöner, mehr Wald und Seen, aber im Moment haben wir von "Norden" genug. Hier ist es wenigstens warm bei 28°. Nicht, dass wir bis jetzt gefroren hätten (also, meistens zumindest nicht), aber so ein bisschen richtiger Sommer hat auch was für sich.

Finn sagt: Ich habe einen Golfschläger bekommen und jetzt bin ich ein Supergolfer! Und dass die ihn (den Schläger) abgesägt haben!
Jacob sagt: ich bin Hochschaubahn gefahren, urschnell.

Sonntag, 27.8.
Wir haben zwei ruhige Tage im Buffalo Pound Provincial Park eingelegt. Ein wunderschöner See, abends hört man die frei lebenden Büffel grunzen (wäre man wanderfreudig könnte man sie auch sehen), es gibt einen Sandstrand und Minigolf, was will man mehr? Wir genießen die Ruhe, den Rauchgeruch am Abend, wenn überall die campfire entzunden werden, und die Pflanzenvielfalt der Prärie (es gibt hier wild wachsende Kakteen!!! In Canada!).
Letztens an der Tankstelle stand neben uns ein kleiner SUV, der tankte 150 liter. 150! 170 Dollar für einmal tanken! (und kommen tut er damit vielleicht doppelt so weit wie wir, 20-25 l/100km ist hier gang und gebe) Bis vor einem Jahr kostete Sprit hier knappe 50c/l, nun sind die Preise fast auf europäischem Niveau. Da lob ich mir Bilbo, der uns brav mit 10liter/100km durch die Gegend trägt (dafür fahren wir auch konstant 90 und nicht mehr).
Schmetterlinge gibt es hier unendlich viele, und fast ebenso viele zieren unfreiwillig die Kühlergrills. Und Himmel gibt es hier, unendlich viel Himmel, mit den tollsten Wolkenbildern. Nicht umsonst nennt sich Saskatchewan "land of living skies".

Jacob sagt: ich hab mir ein neues Hot Wheels gekauft (Mama sagt: schon wieder…)
Finn sagt: ich mag in einen McDonald gehen. Wir haben auf der ganzen Reise erst einmal.

Montag, 28.8.
Sind gestern von unserer Westroute nach Süden abgezweigt, der Abwechslung wegen. Aber auch hier – zwar mehr Hügeln, aber oft 100km weit keine einzige menschliche Behausung zu sehen. Landeten dann in Ponteix, einem kleinen Ort mit knapp 600 Einwohnern und konnten so richtig erleben, wie ein Sonntag am Lande verläuft. Alles wie ausgestorben, die absolute Ruhe. Aber alle (die wenigen, die wir treffen) sehr sehr freundlich, jeder grüßt, das Schwimmbad ist gratis.
Gerhard und Jacob (!) gehen richtig Golf spielen. Wir plaudern mit den Golfplatzbetreibern. Hier ist echt kein Ort zum Leben. Im Winter (also ab Ende Oktober) hat es oft minus 30°C mit Wind mit 50-60 km/h. Und das, wo ringsum nichts ist, absolut nichts.
In jeder Senke, in der sich Wasser sammelt und wieder verdunstet, sieht es aus wie Schnee vor lauter ausgeschwemmten Alkalisalzen und Kunstdünger. Der Wind treibt auf der Fahrt ganze weiße, stinkende Wolken über die Straße.
Wir besuchen in Eastend ein Dinomuseum, ein wunderbares Buchhandlungs-Cafe und können leider die Falkenschau nicht besichtigen, weil just heute keine stattfindet.
Gecampt wird im Cypress Hills Interprovincial Park. Ein Augenschmaus nach all den Tagen in der Ebene, riesige Pinienwälder, angeblich auf 1000m Höhe, aber wir wüssten nicht, wann und wo wir diese Höhe erklommen hätten. Ein Elch begrüßt uns, Rehe streifen an uns vorbei, nachts zeigt der Sternenhimmel ein wunderschönes Bild. Welch Idylle! Ein beglückender Tag, abgeschlossen mit einem witzigen Theaterstück der Parkmitarbeiter (Infotainment über Paarhufer, viel gelernt, viel Spaß gehabt).

Jacob sagt: Ich war Golf spielen, richtiges Golf. Wir haben einen Elch gesehen und das Theaterstück war cool.
Finn sagt: Wir haben Rehe gesehen und ich gehe jetzt schlafen.

Mittwoch, 30.8.
Wir haben Alberta erreicht. Erster Stop Medicine Hat, 34°C, Sturm, Gewitter. Heute Lethbridge, deutlich kühler, teilweise immer noch Sturm. Morgen sollen die Nachttemperaturen auf etwa 5° sinken – brrrr. Der Wind macht uns alle leicht gereizt, nur wenn er sich als Sturm entlädt oder abebbt steigt die Stimmung.
Waren in einem "Rehabzentrum" für Raubvögel, sehr nett. Die Buben und ich durften sogar eine Eule auf die Hand nehmen (die Buben eine kleine Burrow Owl, die einzige Eulenart die in Erdlöchern brütet und zur Verteidigung klingt wie eine Klapperschlange, ich eine richtig schön große, tolles Gefühl). Und spazieren, mehr war heute und gestern nicht los.

Jacob und Finn sagen gar nichts, die schlafen schon und träumen von Adlern und Eulen.

Donnerstag 31.8.
Calgary, also genauer gesagt, kurz davor. Endlich wieder internet...
Ein ruhiger Tag, größtes highlight ein Bio-Bauernhof.

Jacob sagt: wir haben mit einem Hund gespielt.
Finn sagt: Bussi an alle

21.8.06

Kenora

Sitze auf einem Hügel mit Blick über Bäume und See und genieße die Abendstimmung. Es lebe WLAN und ein langes Stromkabel!(mein Akku ist leer)

Montag, 21.8.06 Kenora

Fort William, das historical village, war wunderbar. Mit Indianerdorf, detailgetreu nachgebauten Häusern aus 1815 incl. Inventar, Handwerksstuben, enthusiastischen Schauspielern, Salutkanonen und Duell. Es gab viel zu bestaunen und zu lernen. Und irgendwie hatten die Indianer mehr unsere Sympathien als die North-Western-Company-Weißen. Hm. Ob das daran lag, dass Indianerwigwams im Winter wärmer sind als Fort-Häuser? Das – nicht geplante – Highlight war jedoch das Schlüpfen und sich ins Wasser kämpfen einiger Babyschildkröten. Die armen Schauspieler hatten einen schweren Stand mit ihren Vor-Duell-Streitereien. Wie heißt es doch? Steh nie mit Kindern oder Tieren auf der Bühne…

Ansonsten haben wir am Wochenende folgendes getan: Minigolf und Yatze (Würfelpoker) gespielt, unter einem kleinen Wasserfall geduscht, einen großen Wasserfall besichtigt (Kakabeka Falls, "Niagara des Nordens". Naja, beides gesehen, kein Vergleich, aber hier ist ja alles "XX Capital of the World"), ein Straßenfest besucht (viel Rummel), Indianermokassins gekauft (die Buben sind sooo stolz auf ihre), durch den Wald gewandert (ich in Flip-Flops, eine Herausforderung), lang geschlafen.

Die Landschaft ist nach wie vor von Wald beherrscht, nun aber viel felsiger (der berühmte kanadische Schild, jaja). Am Straßenrand stehen auf den Felsbrocken oft kleine Felsmaxerln, Statuetten aus aufgeschichteten Steinen. Einst eine Form der Kommunikation der Indianer, heute ein "Hallo" von Wanderern und Reisenden.

Heute unsere letzte Nacht in Ontario, dem breitesten Bundesstaat Canadas. Kenora, knappe 60km vor der "Grenze", ist direkt eine Großstadt für hiesige Verhältnisse mit 17 000 Einwohnern. Und natürlich campen wir an einem See.

Erstaunlich, wie schnell man sich an dieses "einfache" Leben gewöhnt. Da merkt man erst, mit wie viel Luxus und Ballast man sich normalerweise umgibt. Wir haben etwa 10m² Wohnfläche, kein warmes Wasser, einen nur schwach kühlenden Kühlschrank (daher keine Milch) und ich habe nicht das Gefühl, dass uns etwas fehlt (die Kinder hätten wohl nichts gegen einen Fernseher, aber so richtig vermissen tun sie ihn auch nicht). Andererseits muss ich zugeben, dass ich heute in absolute Verzückung geriet, als es an einem Imbisscafe echten Espresso gab. Mein erster Kaffee seit 3 Wochen, schwelg.

Jacob sagt: Ich hab mir heute Lego gekauft.

Finn sagt: Ich auch.

Jacob sagt: Aber meines ist cooler.

17.8.06

Ontario - langer post

Fr. 11.8.06

Von Edmunston ging unsere Fahrt weiter – überraschender Weise gen Westen, wer hätte das gedacht. Wir wechseln in die Provinz Quebec und alles verändert sich. In New Brunswick (größer als Österreich mit aber nur 700 000 Einwohnern) gab es zwar rund um jedes Haus, selbst in der Einöde, akkurat gemähten Rasen, aber sonst nichts. Kaum in der Provinz Quebec merkt man den Gärten Gestaltung an, Blumen sind gepflanzt, Büsche gestutzt, hier und da sieht man sogar einen keinen Gemüsegarten. Und – man spricht französisch (oder zumindest das, was die hier als Französisch bezeichnen, ein harter, eigentümlicher Dialekt, der in einem Affentempo gesprochen wird. Schwitz), und zwar großteils ausschließlich (diese Hochnäsigkeit haben sie zumindest vom Original übernommen).

Wir überqueren mit der Fähre den St. Lorenz Strom und eine halbe Stunde später noch einen kleinen Nebenfluss, über den es keine Brücke gibt. Beim Warten auf die erste Fähre werden wir von einem Straßenclown unterhalten, die Buben zerkugeln sich vor Lachen, als er ein (Konfetti-gefülltes) Ei mit seiner Mandoline in die Menge schlägt.

Camping in Sacre Coeur, klein, aber nett. Sehr properer Ort, fast wie in "Desperate Housewives", der Campingplatz aber eher die verwilderte Ecke mit einer Quartbahn gleich nebenan.

Weiter geht’s nach St. Felicien, leider ein großer Campingplatz. Hatten gehofft, dort WLAN zu haben, war aber nicht. Dafür am Weg dort hin einen Supermarkt gefunden, der echtes Baguette hatte und echten Käse, nicht diese gummiartige, geschmacklose Masse in weiß bis orange, die sie sonst hier als Käse verkaufen. Verzückung!

Donnerstag, 10.8. (Tag 36) dann Besuch im Zoo von St. Felicien. Wunderschön. Ungemein witzige, rampengeile Eisbären, eine Zugfahrt a la Safaripark an Bisons, Elchen, Bären vorbei, Otter, Waschbären, selbst ein Biberbau von innen… alles, was halt in der borealen Waldzone kreucht und fleucht. Einen kurzen "multisensorial" Film zeigen sie auch. Wir gehen mit wenigen Erwartungen hin und sind begeistert. Ein Naturfilm, im Saal bläst bei Flugszenen der Wind, es schneit im Saal, als eine Schlange im Bild zuschnappt werden unter den Sitzen scharfe Luftströme ausgeblasen, sodass alle panisch aufschreien. Wundervoll durchdacht und gemacht. Überhaupt sind sie im medialen Sektor hier in Canada beeindruckend. In Montreal im Biosphere zeigten sie einen Naturfilm in einem Rundsaal mit sechs beweglichen und bewegten Leinwänden, sodass sich zeitweise cinemascop Bilder von 5 Leinwänden Breite ergaben. Und in einer Blue Box konnte man zusehen, wie der eigene Kopf als Wassertropfen einem Teekessel entdampft, den Abfluss hinunterrinnt etc, verformt, gezerrt, verfärbt, bewegt…. und das in einem Museum über Wasser, nicht über Medienkunst… (da schien unsere Blue Box im ORF doch ein wenig bescheiden)

Da der Zoo länger als erwartet gedauert hat (mehr als 4 Stunden) verkürzen wir die geplante Fahrt und nächtigen mitten im Naturpark am See Chigoubiche. Sehr ruhig hier, nur ein paar Fischer mit uns am Platz (in eigenes Volk, die Fischer, muss man schon sagen). Der See ist warm, weil sehr flach, aber die Luft ist verdammt kühl. Es ist August und wir heizen ab fünf Uhr früh…. Dafür gibt es wilde Heidelbeeren en masse und die Buben sammeln und sammeln und wir futtern und futtern.

Wunderschön hier, dennoch fahren wir weiter.

Tag 40, Montag, 14.8.

Finns halber Geburtstag. Nun ist er "halb sechs". Ein Regentag.

Seit dem Zoo hat es jede Nacht geregnet. Was sind wir froh, Bilbo zu haben und nicht ein Zelt!

Wir waren in Chibougamau, der Großstadt des Nordens (7000 Einwohner) und haben dort unsere ersten Indianer gesehen. Zwei sehr liebenswerte und neugierige Männer, die uns wegen Bilbo ansprachen (die einzigen Menschen in Quebec, die mit uns englisch reden wollten). Finn waren sie nicht ganz geheuer, ohne dass er wusste, dass sie Indianer sind. Es lag eher an ihrer Masse – die beiden waren sowohl senkrecht als auch wagrecht ausgiebig groß. Alle Indianer, denen wir bislang begegnet sind, sind eher übergewichtig. Sie sind hier natürlich den Inuit sehr ähnlich, von dem her schon keine dünne Rasse, aber das Leben in den Reservaten tut wohl sein übriges. Eines haben wir durchquert und es war ein sehr frustrierendes Erlebnis.

In Chibougamau haben wir auch Minigolf gespielt (unser neues Hobby, die Buben sind sehr geschickt), trotz eisigem Wind und Nieselregen. Es hatte 14°C! Das im August! Die beiden Indianer (s.o.) erklärten uns, dass der Sommer hier sehr heiß sei. Im Juli. August sei immer so.

Weiter nach Lebel sur Quevillon, ein ruhiges Fleckchen, vor allem Samstags, mal wieder mit See (Campingplätze ohne See sind hier eher die Ausnahme). Wir gehen Kanu fahren – eine Premiere für mich. Wunderschön so über den stillen See, wir nähern uns sogar sehr nahe einem riesigen Reiher, der am Ufer vor sich hinträumt.

Sonntag wird dann ungewollt ein langer Fahrttag mit 350km. Wollen eigentlich nur nach Val d'Or, wo es eine Goldmine gibt. Die entpuppt sich aber als Flop, also fahren wir weiter. Und gelangen zu einem "Centre educatif forestier", machen dort einen wunderschönen Waldspaziergang, mit Waldlabyrinth, Kletterhindernissen und – Waldminigolf. Eine holprige, liebevoll gemachte Anlage, auf der jede Bahn eine Station der Holzverarbeitung darstellt. Finn siegt haushoch.

Abends dann ein Campingplatz am Ende einer 10km langen Schotterpiste, der einzige im Umkreis vieler, vieler Kilometer. Schäbig, aber mit sehr rührigen Betreibern. Vor lauter Gerumpel auf der Schotterpiste platzt im Kühlschrank das Senfglas auf und verteilt seinen Inhalt überallhin. Sehr fein. Feiner englischer Senf.

Und heute eben Finns halber Geburtstag. Schon in der Früh sehen wir eine fast weiße Eule, die vor Bilbo über die Strasse fliegt, ein gutes Zeichen. Wir feiern mit einem Besuch im Supermarkt, bei dem Finn ein paar Hot Wheels Autos bekommt (er hat ja fast keine…), mit Schokotörtchen und Pasta. Finn ist der große Bestimmer heute und macht ganz auf erwachsen, sehr süß.

Wollten noch in Cochrane der Attraktion der Region frönen: mit Eisbären schwimmen. Die haben hier drei Eisbärwaisen und man kann mit ihnen im selben Becken schwimmen, nur durch eine dicke Glasscheibe getrennt. Wären sicher tolle Fotos gewesen, aber das Wetter ist einfach zu lausig, selbst die Eisbären verkriechen sich in ihre Höhlen.


Jacob sagt: Wir haben die Frösche Bugi und Bagi gefangen.

Finn sagt: Ich hab heute halben Geburtstag. Jetzt bin ich älter und gestern hab ich im Minigolf gewonnen.

Jacob sagt noch: Und schreib, dass Papa im Minigolf verloren hat!


Donnerstag, 17.8. Tag 43

Endlich wieder Sonnenschein. Wir haben inzwischen eine Elchkuh und einen Schwarzbären "in Natura" gesehen (nicht gleichzeitig versteht sich).

Und wir haben Lake Superior erreicht, verdammt großes Wasser! Gecampt haben wir jedoch an einem kleinen Nebensee, Pennlake, flach, Sandstrand, warm.

Heute waren wir im Ouimet Canyon, 100 meter tief, senkrechte Steilwände. Unten der berühmte "Indianerkopf", eine Felsspitze die wie ein Mensch aussieht. Der Legende nach ein versteinerter Riese, der seine Geliebte versehentlich erschlug, ihre Leiche versteckte und weil ihr Vater (ein Spirit) dies entdeckte versteinerte er ihn zur Strafe. Pech gehabt.

Der Campingplatz heute bietet alles, was das Herz der Kinder begehrt – geheizten Swimmingpool, Minigolfbahn, Spielplatz. Alles schon "bearbeitet" worden. Und das Tollste hier – es gibt in der Nähe Nordamerikas größte Amethyst Mine (wobei man hier vorsichtig sein muss, alles ist hier "world greatest" und "Canadas largest" etc.) und überall kugeln die Amethysten nur so herum – die Parkböller vor dem Campingbüro sind riesige, Amethysthältige Steine, die Hindernisse auf den Minigolfbahnen sind Amethysten…

Morgen ist Jacobs halber Geburtstag (er ist dann halb 9, unglaublich). Wir fahren den Katzensprung nach Thunder Bay, besuchen dort ein historical village, so richtig mit Schauspielern und so und gehen Pizza essen.

Es ist ungemein spannend, die Fragen der Kinder zu erleben. Da wir rund um die Uhr zusammen sind bleibt viel Zeit für Diskussionen und Fragen. Von "lebten die Ritter zur selben Zeit wie die Cowboys?" über "wieso mussten die sich im 2. Weltkrieg verstecken, wer war Hitler?" bis zu "hat es hier wirklich Riesen gegeben?". School on the road…

Wir sind übrigens auch durch White River gefahren, Heimatort (Heimatkaff) von Pooh Bear. Dieses Wochenende ist dort das alljährliche große Pooh Bear Festival. Heuriges Thema: Pooh Bear goes Hawaii. Aloa!

Jacob sagt: wir waren auf 100m über dem Boden und haben einen Indianerstein gesehen.

Finn sagt: am Spielplatz gibt es einen Bagger

Gerhard sagt: nach 3500km Fahrt auf Canadas Strassen haben wir erst ein Fahrzeug überholt.

7.8.06

Tag 33 der gesamten Reise

Nun hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, meinen langen Bericht posten zu können, da landen wir doch glatt auf einem Campingplatz mit WLAN, bin ich glücklich!
Hier also was seit unserer Ankunft geschah, im großen, sehr großen, und grüen, sehr grünen, Canada.

Insgesamt Tag 30 unserer Weltreise, erste Woche der zweiten Etappe ist nun auch um. Wir leben seit 4 Tagen wieder im Bilbo und gewöhnen uns langsam wieder ein. Da man ja nach Canada keinerlei Lebensmittel mitnehmen darf, mussten wir alles neu besorgen, von Salz angefangen bis Tee, und vergessen immer noch nötige Dinge (wie Senf oder Knoblauch).

Halifax war nett, machten eine Stadtrundfahrt mit dem Harbour Hopper, einem Amphibienfahrzeug, das von der Stadt ins Meer hineinfährt, sehr beeindruckend. Das Hostel, in dem wir in Halifax übernachteten, war sehr nett, sehr familiär und gemütlich mit fantastischem Essen. Trafen dort einen Amerikaner, der auf den San Juan Islands lebt und die Leute kennt, die das Haus meines Vaters dort gekauft haben. Klein ist die Welt.

Bilbo in Empfang zu nehmen war einfacher als gedacht. Anscheinend hat man mit Kindern hier Bonuspunkte, beim Zoll waren die Beamten mehr damit beschäftigt, Pickerln für die Buben zu suchen als uns mit Fragen (vor denen wir gewarnt worden waren) zu belästigen. Am Hafen dann kamen wir auch schneller und billiger davon, weil der zuständige Typ mal in Österreich war und uns in den Ohren lag mit "Schönbrunn und Salzburg und Lippizaner und so pretty…" Bilbo hat den Seetransport gut überstanden, gottlob.

Zwei Tage verbrachten wir nun in der Bay of Fundi, einem beeindruckenden Ort. Die Bucht hat einen Tidenhub von 6m, sodass bei Ebbe fast die ganze Bucht (die nicht gerade klein ist) ohne Wasser daliegt und man im Sand (eher Schlamm) nach Muscheln, Amethysten und sonstigen Schätzen suchen kann. Paar Stunden später ist die Bucht ein Meer, aus dem schon öfter Menschen per Helikopter gerettet werden mussten.

Samstag dann die erste längere Reiseetappe bis Fredericton. Netter Platz hier, am Wasser, Weißkopfseeadler kreisen über uns… leider genießen etwa 300 weitere Leute diesen Platz. Wochenende eben. Dafür für die Kinder kitschig amerikanisches Minigolf, Basketballnetze, Spielplatz. Alles hier überdimensioniert, fast wie in den USA. Die Wohnmobile – riesig, mit ausfahrbaren Erkern und dem PKW hinten angehängt. Waschmaschinen – gemacht für Großbetriebe. Die Menschen – nicht fett, aber dick. Natürlich trifft man am Campingplatz auch nicht gerade die High-Class-Fitnesscenter-Diätwahnsinnigen, aber allgemein haben die Menschen hier doch ein paar Pfunde mehr auf den Rippen als in Europa.

Auch die Landschaft ist überdimensioniert – soviel Wald, so viele Seen. Überall Unmengen Platz. Nach der Enge von Ligurien oder selbst Wien kann man sich hier schon fast verloren fühlen.


Jacob sagt: die U-Bahnen in Montreal haben Autoreifen und wir haben heute 6 Bald Eagle gesehen. Wir waren an einem urgatschigen Strand und sind fast eingesunken.

Finn sagt: gar nichts, der schläft schon


Sonntag, 6.8.

Wir machen uns weiter auf den Weg gen Westen, als Ron und Andrea, Internetbekannte und Homeschooler, uns anrufen. Wir beschließen, den Umweg von mehreren Stunden in Kauf zu nehmen, um sie zu treffen – so viele Leute kennen wir schließlich nicht in Canada. Nach zwei Stunden Fahrt durch endlose Wälder kommen wir nach Miramichi, einer entzückenden Stadt. Ron und Andrea stehen bereits vor ihrem 100 Jahre alten Holzhaus und winken. Die Buben werden sofort von Emma, der 5 jährigen Tochter mit Beschlag belegt und so verbringen wir Erwachsenen ein paar nette Stunden plaudernd und essend. Es ist witzig, Menschen, die man nur über das net kennt, persönlich kennen zu lernen. So thanks again, Ron and Andrea, for that wonderful afternoon with you in your lovely house!


Abends fahren wir dann auf einen kleinen Campingplatz in der Miramichi Bay und haben erstmals einen Platz "im Wald" (sprich: direkt unter Bäumen) wie Finn das schon seit Tagen will. Und endlich kommen wir auch zum Wäsche waschen! (keine Sorge Mama, wir hatten noch frische Unterhosen)

Heute dann eher trübes Wetter also legen wir einen Fahrtag ein – der Umweg von gestern muss ausgefahren werden, trotz 400km Fahrt sind wir im Endeffekt nur 200 km auf der Ost-West-Strecke weitergekommen.

Kurz vor Edmunton erwischt uns noch ein Unwetter, aber nun auf dem Campingplatz scheint wieder die Sonne und die Jungs spielen Fußball im Gatsch.

Finn sagt: ich weiß nix.

Jacob sagt: mir gefällt die Reise sehr gut und mir ist ein m+m zergatscht.

1.8.06

Canada!!!!!!!

Wir sind tatsaechlich in Canada!
Die Abschiede in Wien fielen kurz aus - der von meinem Vater, weil ich sonst bereits an seinem Bett heulend zusammengebrochen waere, der von den Grosseltern, weil Jacob immer ein Problem damit hat, sich von seinen geliebten Grosseltern loszureissen. Aber kaum im Flieger packte uns alle das "Grosse Abenteuer" Gefuehl. Beide Jungs waren begeistert vom Fliegen (ganz ihr Opa) und selbst der lange Flug ueber den Ozean war absolut problemlos.
Die zwei Tage hier in Montreal waren toll aber anstrengend, wir haben uns zwar relativ schnell mit der Zeit umgestellt, aber sind auch jeden Tag UNMENGEN zu Fuss marschiert. Canada gefaellt den Buben jetzt schon sehr, vor allem die Pancakes zum Fruehstueck.
Heute geht es weiter nach Halifax, wo wir morgen Bilbo holen.
Und jetzt zum Fruehstueck, sprich: zu den Pancakes!