21.8.06

Kenora

Sitze auf einem Hügel mit Blick über Bäume und See und genieße die Abendstimmung. Es lebe WLAN und ein langes Stromkabel!(mein Akku ist leer)

Montag, 21.8.06 Kenora

Fort William, das historical village, war wunderbar. Mit Indianerdorf, detailgetreu nachgebauten Häusern aus 1815 incl. Inventar, Handwerksstuben, enthusiastischen Schauspielern, Salutkanonen und Duell. Es gab viel zu bestaunen und zu lernen. Und irgendwie hatten die Indianer mehr unsere Sympathien als die North-Western-Company-Weißen. Hm. Ob das daran lag, dass Indianerwigwams im Winter wärmer sind als Fort-Häuser? Das – nicht geplante – Highlight war jedoch das Schlüpfen und sich ins Wasser kämpfen einiger Babyschildkröten. Die armen Schauspieler hatten einen schweren Stand mit ihren Vor-Duell-Streitereien. Wie heißt es doch? Steh nie mit Kindern oder Tieren auf der Bühne…

Ansonsten haben wir am Wochenende folgendes getan: Minigolf und Yatze (Würfelpoker) gespielt, unter einem kleinen Wasserfall geduscht, einen großen Wasserfall besichtigt (Kakabeka Falls, "Niagara des Nordens". Naja, beides gesehen, kein Vergleich, aber hier ist ja alles "XX Capital of the World"), ein Straßenfest besucht (viel Rummel), Indianermokassins gekauft (die Buben sind sooo stolz auf ihre), durch den Wald gewandert (ich in Flip-Flops, eine Herausforderung), lang geschlafen.

Die Landschaft ist nach wie vor von Wald beherrscht, nun aber viel felsiger (der berühmte kanadische Schild, jaja). Am Straßenrand stehen auf den Felsbrocken oft kleine Felsmaxerln, Statuetten aus aufgeschichteten Steinen. Einst eine Form der Kommunikation der Indianer, heute ein "Hallo" von Wanderern und Reisenden.

Heute unsere letzte Nacht in Ontario, dem breitesten Bundesstaat Canadas. Kenora, knappe 60km vor der "Grenze", ist direkt eine Großstadt für hiesige Verhältnisse mit 17 000 Einwohnern. Und natürlich campen wir an einem See.

Erstaunlich, wie schnell man sich an dieses "einfache" Leben gewöhnt. Da merkt man erst, mit wie viel Luxus und Ballast man sich normalerweise umgibt. Wir haben etwa 10m² Wohnfläche, kein warmes Wasser, einen nur schwach kühlenden Kühlschrank (daher keine Milch) und ich habe nicht das Gefühl, dass uns etwas fehlt (die Kinder hätten wohl nichts gegen einen Fernseher, aber so richtig vermissen tun sie ihn auch nicht). Andererseits muss ich zugeben, dass ich heute in absolute Verzückung geriet, als es an einem Imbisscafe echten Espresso gab. Mein erster Kaffee seit 3 Wochen, schwelg.

Jacob sagt: Ich hab mir heute Lego gekauft.

Finn sagt: Ich auch.

Jacob sagt: Aber meines ist cooler.