13.5.06

Tag 15 und weiter gehts


Tag 15. Wir fahren weiter landeinwärts, durch eine absolut bizarre Gegend – die Alpen von Verdon. Ich erinnere mich an die Geographiestunde, in der wir eine Zeichnung eines Gebirges zu sehen bekamen, um zu verstehen, wie sich Gebirge auffalten und zusammenschieben. Damals schien diese Zeichnung übertrieben, hier ist sie Realität. Berge, an denen man jede Schicht und jede Falte sieht, Bergstrassen, die sich in kürzester Zeit auf 1000m Höhe schrauben (Gerhard erspart sich das Fitnesstraining, Bilbo hat nämlich keine Servolenkung…), dann wieder Schluchten mit glasklarem, türkis leuchtendem Fluss darin (dem Verdon).
Wir beschließen, am Lac de St. Croix zu nächtigen. Die Karte zeigt Serpentinen an, die zum See führen – wir nehmen an bergab, denn oben sind wir ja schon. Doch es geht weiter bergauf, bis wir plötzlich inmitten dieses Gebirges auf einer Hochebene sind, die fast an das Marchfeld erinnert. Links die Schlucht, darin der See, rechts die unendliche Weite mit Mohnblumen und Lavendelfeldern. Wir kommen dann aber doch wieder hinunter zum See und campen wild, idyllisch und kalt am See.
Am nächsten Morgen Flucht vor der Kälte schon vor dem Frühstück, welches wir dann im typisch französischen Örtchen Riez zu uns nehmen. Schulunterricht am Parkplatz vor dem dortigen Gymnasium, wo wir den Schüler beim Sportunterricht zusehen.
Dann der lange fällige Großeinkauf. Fremdländische Supermärkte haben auch einen eigenen Charme, was es da alles zu erforschen gibt! Wir decken uns, entgegen unserer Gewohnheit, auch mit Knabberzeug ein, um Dramen wie in Nizza zu entgehen.
Weiter nach Roussillon, zu den berühmten Ockersteinbrüchen. Schon am Weg leuchtet die Erde am Straßenrand dunkelrot. Mit Wohnmobil aber scheint es kein Hinkommen zu geben, die alte Ockermühle die wir besuchen, wirkt nach unfreundlicher Touristenabzocke. Also suchen wir uns ein nettes Plätzchen in der Nähe, kurz vor Goult, und campen wieder wild, in einem kleinen Wäldchen. Jacob und Finn entdecken, dass unter der obersten Erdschicht auch hier Ocker lauert und buddeln fröhlich drauf los, einen Ockervorrat für den Oggauopa… „Besser als Fernsehen“ findet Jacob.
Am nächsten Morgen weiter nach Avignon. Aber es ist immer noch kalt, der Himmel bedeckt. Also beschließen wir kurz vor Avignon nach Süden abzubiegen und erreichen nach einem kurzen Zwischenstopp bei St. Remy (römische Ruinen; van Gogh) die Camarque. Weiße Pferde, schwarze Stiere, rosa Flamingos, alles da. Der Ort Ste. Maries de la Mer ein Touristenort sondergleichen, aber der Campingplatz liegt außerhalb, es sind Kinder hier, das Meer ist wunderschön, die Sonne scheint, die Wäsche ist in einer Stunde trocken, es gibt Muscheln am Strand, was will man mehr. Einziges Minus: der kalte Wind, der die meiste Zeit weht. Wohl der berühmte Mistral.

Jacob sagt: gar nichts, weil er gerade mit niederländischen Jungs in seinem Alter Fussball spielt.
Auch Finn sagt: nichts, denn auch er ist schwer beschäftigt, internationale Verbindungen zu knüpfen.
(Fotos: die ersten Crepes, Gerhard bei Yoga am Strand, das ist Leben!)

Nach zwei Tagen am Meer treiben uns die dunklen Wolken wieder weiter. Wir verabschieden uns von Martin, Tina, Baby-Nele und Gummistiefel-Ole aus Bayern, deren Mercedes Womo unseres an Alter noch um einige Jahre überbietet (und das will was heißen!)
Am Weg nach Narbonne besuchen wir ein Dinomuseum, das auch eine Ausstellung über die Geschichte der Urmenschen zeigt. Die Buben sind vor allem von den urzeitlichen Speeren, den lebensgroßen (also kleinen) Urzeitmenschen-Dioramen und den verschiedenen Methoden, Feuer zu machen, begeistert. Da es durch den Besuch der Ausstellung schon spät ist, campen wir wieder wild, in der Nähe des Ortes Nissan.
Am nächsten Morgen (Samstag, Tag 20) regnet es, der Himmel lässt auf keine Wetterbesserung hoffen. Wozu also ans Meer? Nach kurzer Diskussion beschließen wir, Richtung Atlantikküste weiterzufahren. Wir erreichen Carcassonne und besuchen die Burg. Unglaublich beeindruckend. Innerhalb der Burgmauern befindet sich eine ganze Stadt, in der es bei sommerlichen Temperaturen und Touristenmassen sicher der Horror ist, heute bei Nieselregen und Vorsaison ist es richtig stimmungsvoll. Jacob und Finn spielen Burgwache auf den Zinnen, bestaunen die Pechnasen und Schießscharten, die ausgestellten Waffen und Rüstungen. Somit haben wir innerhalb von drei Tagen die Menschheitsgeschichte von der Urzeit über die Römer (St. Remy) bis ins Mittelalter abgedeckt…

Nachmittags klart das Wetter auf und wir machen einen schoenen Spaziergang durch die Stadt. Ich wuerde ja gerne viel mehr Fotos posten, aber das Internet hier in dem Cafe ist eher lahm... naechstes Mal!

Jacob sagt: diese Burg ist super-duper-duper-sau-schön. Wir waren in der Ausstellung über Steinzeitmenschen und Dinos. Die Steinzeitmenschen waren soooooo supertoll.
Finn sagt: Die Dinos waren einfach so toll. Ich hab mir einen Beschützerdrachen gekauft in der super tollen Burg.