31.8.06

Manitoba und viel weiter


Manitoba – flach. Flach. Und vor allem - flach. Fast 500km geradeaus. Links abgeerntete Getreidefelder, rechts abgeerntete Getreidefelder. Und wir dachten, die Wälder wären monoton.
Einziger Lichtblick in diesem überdimensionierten Marchfeld: Winnipeg, eine wunderschöne Stadt. Und hat einen netten kleinen Vergnügungspark.
Manitoba hat nicht nur die größten Felder Canadas, sondern auch die kleinste Stadt (sagt zumindest das Schild), mit 89 Einwohnern. Der Name dieser Besonderheit ist: Fleming. (Grüße an Stefan!)
Wir verweigern uns diesem Bundesstaat und tun hier nichts außer einmal nächtigen. Der Campingplatz ist wohl einer der wenigen Orte, auf dem Bäume stehen.
Am nächsten Tag Weiterfahrt nach Sasketchewan. Welch Überraschung: More of the same. Nein, es ist doch etwas abwechslungsreicher. Mehr Baustellen, mehr Ortschaften.
Wir campen recht bald nach der Grenze, die Buben sind selig, denn es gibt einen Badeteich. Dort schließen sie auch gleich Freundschaft mit anderen Buben und gehen mit ihnen auf Schnecken- und Molchjagd. (Ekel verbindet?)
In der Nacht dann ein Wahnsinnsgewitter, mehr als 2 Stunden lang blitzt und donnert es. Jacob und Finn schlafen tief und fest.
Do. 24.8., Tag 50 gesamt
Das Wetter bietet sich für einen Besuch in der Hauptstadt Regina (202 000 Ew) an. Wir gehen ins Royal Sasketchewan Museum, sehr schön. Von der Urzeit bis zu den "First Nations" (hiesige Bezeichnung der Indianer), mit Unmengen ausgestopfter Tiere, die aber sehr schön in den entsprechenden Landschaften drapiert sind, lang nicht so morbid und grauslich wie im Naturhistorischen Museum.
Danach, weil es schon spät ist und wir alle verhungern, gehen wir essen. Eine Seltenheit. Natürlich Pizza, eh klar. Der Kellner ist ganz begeistert, wie "cute" unsere Buben sind. Ja, das sind sie!
Und dann noch das highlight für Finn: nebenan im Golfshop (den Papa natürlich besuchen muss) bekommt Finn seinen eigenen Putter (Golfschläger). Die Kinderschläger auf den Minigolfplätzen sind ihm immer viel zu groß und weil er wirklich gerne und ehrgeizig spielt lassen wir einen "echten" Schläger für ihn kürzen. Sieht sooo süß aus! Und Finn steht nun eifrig draußen in der Wiese und übt, stolz wie ein Schneekönig. Jacob schmollt natürlich, eh klar, über die Ungerechtigkeit der Welt…
Auch Sasketchewan ist dünn besiedelt, bei knapp über 1 Mio Einwohner auf 652 000 km². Angeblich ist es weiter im Norden schöner, mehr Wald und Seen, aber im Moment haben wir von "Norden" genug. Hier ist es wenigstens warm bei 28°. Nicht, dass wir bis jetzt gefroren hätten (also, meistens zumindest nicht), aber so ein bisschen richtiger Sommer hat auch was für sich.

Finn sagt: Ich habe einen Golfschläger bekommen und jetzt bin ich ein Supergolfer! Und dass die ihn (den Schläger) abgesägt haben!
Jacob sagt: ich bin Hochschaubahn gefahren, urschnell.

Sonntag, 27.8.
Wir haben zwei ruhige Tage im Buffalo Pound Provincial Park eingelegt. Ein wunderschöner See, abends hört man die frei lebenden Büffel grunzen (wäre man wanderfreudig könnte man sie auch sehen), es gibt einen Sandstrand und Minigolf, was will man mehr? Wir genießen die Ruhe, den Rauchgeruch am Abend, wenn überall die campfire entzunden werden, und die Pflanzenvielfalt der Prärie (es gibt hier wild wachsende Kakteen!!! In Canada!).
Letztens an der Tankstelle stand neben uns ein kleiner SUV, der tankte 150 liter. 150! 170 Dollar für einmal tanken! (und kommen tut er damit vielleicht doppelt so weit wie wir, 20-25 l/100km ist hier gang und gebe) Bis vor einem Jahr kostete Sprit hier knappe 50c/l, nun sind die Preise fast auf europäischem Niveau. Da lob ich mir Bilbo, der uns brav mit 10liter/100km durch die Gegend trägt (dafür fahren wir auch konstant 90 und nicht mehr).
Schmetterlinge gibt es hier unendlich viele, und fast ebenso viele zieren unfreiwillig die Kühlergrills. Und Himmel gibt es hier, unendlich viel Himmel, mit den tollsten Wolkenbildern. Nicht umsonst nennt sich Saskatchewan "land of living skies".

Jacob sagt: ich hab mir ein neues Hot Wheels gekauft (Mama sagt: schon wieder…)
Finn sagt: ich mag in einen McDonald gehen. Wir haben auf der ganzen Reise erst einmal.

Montag, 28.8.
Sind gestern von unserer Westroute nach Süden abgezweigt, der Abwechslung wegen. Aber auch hier – zwar mehr Hügeln, aber oft 100km weit keine einzige menschliche Behausung zu sehen. Landeten dann in Ponteix, einem kleinen Ort mit knapp 600 Einwohnern und konnten so richtig erleben, wie ein Sonntag am Lande verläuft. Alles wie ausgestorben, die absolute Ruhe. Aber alle (die wenigen, die wir treffen) sehr sehr freundlich, jeder grüßt, das Schwimmbad ist gratis.
Gerhard und Jacob (!) gehen richtig Golf spielen. Wir plaudern mit den Golfplatzbetreibern. Hier ist echt kein Ort zum Leben. Im Winter (also ab Ende Oktober) hat es oft minus 30°C mit Wind mit 50-60 km/h. Und das, wo ringsum nichts ist, absolut nichts.
In jeder Senke, in der sich Wasser sammelt und wieder verdunstet, sieht es aus wie Schnee vor lauter ausgeschwemmten Alkalisalzen und Kunstdünger. Der Wind treibt auf der Fahrt ganze weiße, stinkende Wolken über die Straße.
Wir besuchen in Eastend ein Dinomuseum, ein wunderbares Buchhandlungs-Cafe und können leider die Falkenschau nicht besichtigen, weil just heute keine stattfindet.
Gecampt wird im Cypress Hills Interprovincial Park. Ein Augenschmaus nach all den Tagen in der Ebene, riesige Pinienwälder, angeblich auf 1000m Höhe, aber wir wüssten nicht, wann und wo wir diese Höhe erklommen hätten. Ein Elch begrüßt uns, Rehe streifen an uns vorbei, nachts zeigt der Sternenhimmel ein wunderschönes Bild. Welch Idylle! Ein beglückender Tag, abgeschlossen mit einem witzigen Theaterstück der Parkmitarbeiter (Infotainment über Paarhufer, viel gelernt, viel Spaß gehabt).

Jacob sagt: Ich war Golf spielen, richtiges Golf. Wir haben einen Elch gesehen und das Theaterstück war cool.
Finn sagt: Wir haben Rehe gesehen und ich gehe jetzt schlafen.

Mittwoch, 30.8.
Wir haben Alberta erreicht. Erster Stop Medicine Hat, 34°C, Sturm, Gewitter. Heute Lethbridge, deutlich kühler, teilweise immer noch Sturm. Morgen sollen die Nachttemperaturen auf etwa 5° sinken – brrrr. Der Wind macht uns alle leicht gereizt, nur wenn er sich als Sturm entlädt oder abebbt steigt die Stimmung.
Waren in einem "Rehabzentrum" für Raubvögel, sehr nett. Die Buben und ich durften sogar eine Eule auf die Hand nehmen (die Buben eine kleine Burrow Owl, die einzige Eulenart die in Erdlöchern brütet und zur Verteidigung klingt wie eine Klapperschlange, ich eine richtig schön große, tolles Gefühl). Und spazieren, mehr war heute und gestern nicht los.

Jacob und Finn sagen gar nichts, die schlafen schon und träumen von Adlern und Eulen.

Donnerstag 31.8.
Calgary, also genauer gesagt, kurz davor. Endlich wieder internet...
Ein ruhiger Tag, größtes highlight ein Bio-Bauernhof.

Jacob sagt: wir haben mit einem Hund gespielt.
Finn sagt: Bussi an alle

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Muss jetzt endlich mal Grüß Gott sagen - oder sollte es heißen "Howdy"!?

Ich verfolge regelmäßug eure Reise und muss wirklich sagen - Respekt - was ihr euch da antut. Aber scheinbar macht das ja Spaß ;-)

Lieben Gruß aus Wien und weiterhin gute Fahrt,

Hannes

8:00 AM  

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