30.1.07

Sydney-Südafrika-Wien

Die letzten Tage in Neuseeland verbringen wir damit, den Straßenkünstlern zuzusehen, die fürs Busker Festival angereist sind, ein wenig noch die Umgebung von Christchurch zu erforschen (solange wir noch ein Auto haben) und werden ganz sentimental, weil Christchurch einfach eine wundernette Stadt ist. Ich mache noch einen Flax-Flecht-Kurs, ein Erlebnis für sich. Ich rufe den Kursleiter an, fahre zwei Tage später zu ihm nach Hause und verbringe 6 Stunden damit, mit ihm gemeinsam im Garten Flax zu flechten, während seine Frau uns mit Tee bekocht. Zwei wirklich gelungene Taschen machen sich am nächsten Tag auf die Postreise nach Wien, denn das Risiko, dass der Zoll in Australien den noch grünen Flax beschlagnahmt ist mir zu groß (dafür war es echt zuviel Arbeit!).
Das Wetter beschert uns noch ein paar wärmere Stunden und Sonne, auch schön.
Dann der Flug nach Sydney, die Buben sind schon am Tag vorher sehr aufgeregt, denn unser Quartier dort ist in einem Eisenbahnwagon. (es ist ein ganz normales Hostel, wir sind noch nicht so verarmt, dass wir in abgestellten Güterwagons pennen müssen…)
Donnerstag, 18. Januar 2007
Sydney – endlich heiß, richtig Sommer! Und laut, sehr laut… wir sind scheint es richtige Landeier geworden, der Großstadtlärm und die Hektik schaffen uns. Wir flüchten uns in die botanischen Gärten, ein Traum. Nicht nur alle möglichen Pflanzen und Gerüche, sondern auch frei fliegende Kakadus und eine Horde von "Flying Foxes" (Flughunde), die über uns in den Bäumen hängen, über unsere Köpfe fliegen und vor unsere Füße kacken. Wir wandern weiter an den Hafen und als wir um die Kurve biegen liegt es vor uns – das weltberühmte Opernhaus. Hm. So weiß wie auf den Postkarten ist es nicht, eher cremefarben. Innen ganz duster, und allgemein nicht so schön wie auf den Bildern.
Da die Sonne uns schon ganz schön gebraten hat auf unserem Spaziergang fahren wir ins Aquarium, absolut sehenswert! Wir bewundern Schnabeltiere (so süß! Wie eine Mischung aus Maulwurf und Biber, nur 30cm groß, absolut putzig), riesige Haie in allen Arten, einen mindestens 3m großen Rochen, unzählige Fische und und und. Danach sind wir so ko, dass wir uns nur noch an den Pool im Hostel werfen (bzw die Buben in den Pool).
Sydney ist eine richtige Großstadt (im Gegensatz zu Christchurch), mit Wolkenkratzern und urviel Verkehr. Sydney hat so viele Einwohner wie ganz Neuseeland – 4 Millionen. Hier sind nun auch wieder mehr Asiaten, wie in Auckland. Aber man sieht nur wenige alte Leute, Sydney ist wohl eine extrem junge Stadt. (Kinder sieht man fast keine, abgesehen von einer Gruppe Schulkinder). Dafür ist es trotz der ganzen Wolkenkratzer eine sehr grüne Stadt, mit Bäumen entlang der großen Straßen und unzähligen Parks.
Jacob sagt: hier ist es sehr heiß und die Betten quietschen zum Glück nicht und der Zug nebenan nervt (wir stehen neben dem echten Bahnhof und die Dieselloks laufen oft ewig ohne Sinn und Zweck)
Finn sagt: gar nix, der schläft schon
Samstag, 20. Januar 2007
Wir haben "Wildlife World" besucht, eine Art Zoo. Schon faszinierend, was es für Tiere in Australien gibt. Nicht nur Koalas und Kängurus, unsere Favoriten sind der Echidna (Schnabeligel), der seine lange Nase gegen die Scheibe drückt, um uns zu begutachten und dann weg watschelt, und der Wombat – viel größer als gedacht, angeblich 40km/h schnell, aber uns bietet er sich am Rücken liegend und schlafend da. Erst denken wir, er muss tot sein, welches Tier (außer Haushunde) bietet seine gesamte Bauchfront ungeschützt dar, aber als wir nach ein paar Minuten noch mal zu ihm schauen hat er zumindest seine Pfoten ein wenig bewegt.
Am Rückweg gehen wir durch den City Market, wo man in einer Halle alles findet – von Lebensmitteln über Tshirts, Spielzeug, Kängurufelle, Sexbedarf und Autozubehör. Nur Bücher gibt es keine, alles andere dafür spottbillig.
Dann wieder Pool – wir überlegen zwar, an den Strand zu fahren, aber bei der Stärke der Sonne muss man sich nach spätestens einer Stunde wieder in den Schatten flüchten, wofür uns die Fahrt zum Strand im Moment zu mühsam ist. Wir fühlen uns unglaublich ruhebedürftig – wohl wissend, dass uns der Marathonflug am Montag bevorsteht. Da wir bei unserem Ticket zwar problemlos die Daten ändern können, aber überhaupt nicht die Destinationen, fliegen wir wie folgt: Sydney-Johannesburg-Kapstadt-London-Wien. Insgesamt 30 (!) Stunden im Flugzeug…da ist man schon im Vorhinein erschöpft.
Abends gibt es BBQ im Hostel – Hot Dogs oder Burger mit Kängurufleisch…
Heute besuche ich eine Ausstellung über Göttinnen, während die Jungs wieder den Pool unsicher machen (innerhalb weniger Minuten sind immer alle Leute, die rund um den Pool sich sonnen, verschwunden. Unsere Buben sind wahre Zauberer!). Die Ausstellung ist enttäuschend, aber zumindest entdecke ich am Heimweg das erste Buchgeschäft unter all den Cafes, Gewandläden und Schnokesgeschäften. Man merkt klar, wo hier in Sydney die Prioritäten liegen. Literatur ist es nicht.
Jacob sagt: Mir ist fad.
Finn sagt: Wombats sind ganz faul.
Sonntag, 21. Januar 2007
Wir waren gestern noch mal im Darling Harbour, im Maritime Museum. Sehr nett, vor allem die Piraten Ausstellung für Kinder und das schnellste Boot der Welt (512km/h). Das wirklich interessante aber sind die Schiffe außerhalb des Museums: ein originalgetreuer Nachbau der Endeavour (das Schiff, mit dem James Cook um die Welt gesegelt ist – total klein eigentlich) und die HMAS Onslow, ein Uboot. Gar nicht so eng, wie man es sich vorstellt, die Midway (der Flugzeugträger in San Diego) erschien uns fast klaustrophobischer. Andererseits – wenn alle 68 Mann auf dem Schiff sind, dann ist es doch extrem eng. (die waren jeweils bis zu 70 Tage am Meer und arbeiteten 6 Stunden, 6 Stunden Pause, 6 Stunden Dienst, 6 Stunden Pause…da kennt man die Schweißfüße seiner 34 Schichtkollegen schon sehr gut)
Da Samstag ist, geht das Hafenbecken mit Partyleuten über. Wir sehen mindestens 10 "Bride-to-be" Frauen mit kurzem Schleier und einem Tross von Freundinnen mit farblich passenden Accessoires hinter sich, die ihren Junggesellinnenabschied feiern.
Am Sonntag werfen wir uns endlich doch an den berühmten Bondi Beach, wie 100 000 andere auch. Die Sonne ist heiß, der Sand ist weiß, das Wasser wie Eis… ( 36° Lufttemperatur, 15° Wassertemperatur).
Jacob sagt: mit dem Wetsuit kann man sogar ohne Bodybord auf den Wellen surfen.
Finn sagt: genau.
Notizen zum Geld in Australien: eigenartige Größenverhältnisse bei den Münzen. Die 2-Dollar Münze ist kleiner als die 1-Dollar-Münze. Am größten sind die 50- und die 20-cent Münzen. Verkehrte Welt…
Montag, 22.1.07
Abflug. Der Vollständigkeit halber unser 4. Kontinent (steht ja schließlich im Titel): Südafrika.
Nach 14 Stunden Flug erreichen wir Johannesburg. Sämtliches Personal am Flughafen sind Schwarze (oder ist das nun politisch inkorrekt? Aber es sind nun mal Schwarze, und nicht Farbige oder Non-Whites wie Inder, Maori oder Mexikaner), aber keiner der Passagiere. Man hat uns vor dem Flughafen gewarnt, Wartezeiten von über einer Stunde bei der Passkontrolle seien üblich, was uns etwas beunruhigt, denn wir haben nur 90 Minuten bis zum Weiterflug. Aber wir werden netterweise rasch zum "African Passports Only" Schalter geschickt (nachdem man uns erst zu einem völlig falschen Bereich geschickt hatte). Englisch ist hier so karg wie die Landschaft. Wir fragen den Passkontrolleur, wie wir zum domestic Terminal kommen und ernten einen völlig verwirrten Blick. Da es ein anderes Gebäude ist, müssen wir dieses verlassen und damit offiziell in Südafrika einreisen. Wir haben aber keinen Einreisezettel ausgefüllt, weil der nette Flugbegleiter meinte, wir brauchen keinen ("Ja ich verstehe, dass sie wegen des Weiterfluges besorgt sind. Aber sie sind in guten Händen" (in wessen?) Die Art Typ also, die in einem Kurs gelernt haben, dem Passagier das Gefühl zu vermitteln, man nehme ihn ernst – ohne aber irgendwas wirklich für den Passagier zu tun…). Es dauert eine Weile, bis wir der Dame am Ausgang klar gemacht haben, dass wir die Flughäfen nie und Südafrika in etwa 5 Stunden wieder verlassen haben. Wir erreichen unsere Maschine nach Kapstadt und fliegen bei strahlendem Sonnenschein. Die Landschaft ist karg, brauner Boden, schroffe Berge. Im Anflug nach Kapstadt sagt Jacob: "Schau, die haben gar keine Häuser da, nur Blechhütten." In Kapstadt wieder Wechsel des Gebäudes. Wir treten ins Freie und fühlen uns wie in einer Geisterstadt. Kein Autolärm, keine Menschen, selbst im Terminal alles ruhig, obwohl innerhalb von einer Stunde 4 Maschinen nach London gehen. Wir stellen uns am Handluggage Only Schalter an, werden aber, kurz bevor wir dran sind, von einem netten Bediensteten zum automatischen Eincheck-Automaten geführt. Dort funktioniert unser Check in aber nicht, denn wir sind ja schon eingecheckt, wir brauchen nur unsere Boardingpässe. Also führt er uns zu einem weiteren Schalter, wo der Angestellte gerade am Telefon beschäftigt ist. Wir warten, bis er unsere Boardingpässe ausdruckt, während er sich mit unserem netten Helfer auf Afrikans über eine attraktive Dame 10m weiter unterhält. Am Handluggage Only Schalter ist inzwischen die Frau dran, die 4 Plätze weiter hinter uns in der Reihe stand… Aber wir erreichen unseren Weiterflug. Wir machen es uns inmitten einer großen Gruppe feuchtfröhlicher Skandinavier im Flugzeug so bequem wie möglich, und fürchten schon um unsere Nachtruhe (der Flug geht um 21.00, für uns ist es bereits 5.00 früh…), aber die netten Leute fallen rasch in den Tiefschlaf. (wir nicht, denn der Flug rumpelt ungemein und so kommen wir etwa auf ein bis zwei Stunden Schlaf…).
In London dann noch ein wenig Afrika – wir unterhalten uns mit einem süßen schwarzen Buben, der ein paar Minuten später als vermisst gemeldet wird. Als wir ihn wieder zu seiner aufgeregten Mutter (die eine traumhafte afrikanische Tracht trägt) bringen droht sie ihm mit einer liebevollen Wärme Prügel an. Damit enden für uns unsere Afrika-Erlebnisse.
Im Anflug nach Wien am 23. mittags dicke Wolken, am Flughafen Schnee… Von 36° auf -5°…. So hatten wir uns das ja vorgestellt. Unser Gepäck hat es übrigens nur bis London geschafft, eine Tasche bekommen wir am nächsten Tag nachgeliefert, auf die anderen beiden warten wir noch.
25.1.07
Nun sind wir also wieder in Wien. Zumindest bis nach Ostern, da wollen wir noch Westfrankreich nachholen, der blog geht dann also weiter. Noch sind wir etwas gejetlaggt, aber schon eifrig am arbeiten, Freunde treffen und organisieren. Es ist eigenartig, hier zu sein. Ganz fremd, andererseits wieder so, als wären wir gar nicht weg gewesen. Die Buben sind ganz erstaunt, wie viel Spielzeug sie haben ("Mama schau, die Autos!" und schon liegen alle am Boden ausgebreitet. "Schau mein Playmobil!" Ausgeleert. So schön aufgeräumt war die Wohnung bei unserer Ankunft, nun sieht sie aus wie nach einem Wirbelsturm).
Eine lange, tolle Reise ist vorerst zu Ende. Viel zu verarbeiten nun. Bald werden wir unsere Freunde mit Dia-Abenden quälen (keine Sorge, nicht alle 5500 Fotos!). Wir danken allen, die unser Abenteuer unterstützt haben – die Familien hier, die unser Haus und unsere Angelegenheiten hier versorgt haben, unsere Freunde, die in schweren Zeiten mit email-ischem Trost zur Seite standen und uns gestern ein Willkommenstreffen mit Gulasch bereitet haben, unser Briefträger, der unsere Reise von Anfang an mit großer Begeisterung bedacht hat und uns damit ein sehr gutes Gefühl gab, und und und. Und natürlich Toni Platt, denn hätte der uns Bilbo nicht verkauft, hätten wir wohl gar nicht dieses Abenteuer begonnen.
Vorläufiges ENDE.