12.1.07

Christchurch

Samstag, 13. Januar 2007
Christchurch ist wirklich eine traumhafte Stadt, so voller Kunst und Handwerk und Flair. Auch wenn das Wetter nicht umwerfend ist, so sind wir doch voll beschäftigt. Wir waren im Science Centre, wo es von Kletterwand über Freier-Fall-Rutsche und Gyroscope bis zu physikalischen Experimenten und Minigolf im Dunkeln so ziemlich alles gibt, was Kinder (und Eltern) bei Schlechtwetter für Stunden beschäftigt. (Minigolf im Dunkeln ist übrigens extrem anstrengend, nach einer Weile blendet einen bereits das weiße Papier im lila Licht)
Dann haben wir die botanischen Gärten erforscht, traumhaft schön, sehr britisch. Dort gibt es auch einen Kinderspielplatz mit großem Planschbecken. Wobei "Kinder" scheint's nicht mehr politisch korrekt ist, auf den Schildern steht "Young Persons Play Area". Man kann es auch übertreiben.
Gestern dann Winter – minus 10°C und Schnee! Wirklich! Wir haben Beweisphotos. Aber wir mussten dafür ins International Antarctic Centre, die Homebase der meisten Antarktisforschungen. Eine tolle Sache, sehr informativ (wer hätte gedacht, dass jährlich an die 1000 Flüge in die Antarktis gehen?), und eben auch mit einem Raum, in dem es kalt und voller echtem Schnee ist, mit Schneesturm jede halbe Stunde. Winter mitten im (theoretischen) Sommer, während es in Wien genauso warm ist wie hier… Wir machten auch eine Fahrt mit einem Hägglund, das ist ein Schneefahrzeug wie es in der Antarktis verwendet wird. Hochschaubahnfahren ist nix dagegen, mit dem Hägglund geht es nicht nur rumpelig steil bergauf und bergab, sondern auch ins Wasser, denn das Ding kann schwimmen. Jacob wünscht sich eines als Zweitfahrzeug…
Gleich nebenan von uns ist nicht nur das Arts Centre, sondern auch das Canterbury Museum. Gratis, wie immer. Herrlich. Ein kleiner Abstecher täglich, um mal die, mal jene Abteilung zu besuchen. Ohne den Druck, alles anschauen zu müssen, denn man kann ja jederzeit wieder ein Stündchen dort verbringen.
Abends gehe ich (alleine) ins Theater und schaue mir Neuseeländer Improvisationskunst an. "Scared Scriptless" läuft hier jeden Freitag seit 17 (!) Jahren, mit immer neuen Leuten. Eine phantastische Vorstellung, die Typen sind verdammt witzig und ohne den Wettbewerbsdruck von Theatersport.
Heute ist großer Kunstmarkt im Arts Centre, wie jedes Wochenende. Zwar besteht das ganze Arts Centre aus kleinen Geschäften / Werkstätten, wo man die ganze Woche über Kunsthandwerk erstehen kann, aber der Markt hat doch noch ein eigenes Flair. Unglaublich witzige Jongleure, eine wunderbare Saxophonistin, eine herrliche Stimmung. Als der Hunger die Buben plagt (also in dem Moment, wo sie Essen sehen oder riechen) entdecken wir einen Stand, der Leberkäse und Bratwurst verkauft (die Frau ist aus Bayern). Es gibt wohl nichts, was es hier nicht gibt.
Leben ist hier (relativ) billig, verglichen mit Europa. Und es scheint auch, dass viel mehr Menschen Wert auf Lebensqualität, erfülltes Leben und "die schönen Künste" legen. Dafür sieht man hier in Christchurch weniger Maori (zumindest kommt es uns so vor). Was sehr schade ist, denn die Maori sind allesamt unglaublich schöne Menschen, mit diesem inneren Lächeln der Südseebewohner.