9.1.07

Suedinsel

Sonntag, 7.1.07
Das neue Jahr bleibt weiter aprilisch bis stürmisch. Wir gehen bowlen, die Kinder hüpfen täglich mehrmals am Trampolin, wir ruhen uns aus.
Heute dann die Überfahrt auf die Südinsel. Früher als geplant. Wir haben einige Wochen unserer Reise gestrichen. In Wien sind in den letzten Monaten viele Dinge geschehen, die nicht ihren Platz in diesem Blog gefunden haben, weil sie zu persönlich, zu emotional (und oft auch zu belastend für mich) waren. Dinge, die immer wieder unsere Weiterreise in Frage gestellt haben – drei Todesfälle in der engeren Familie in fünf Monaten. Der letzte, nicht mal der nahegehendste, war nun der Ausschlag, früher heimzukehren. Das Maß ist voll.
So also bereits heute die Überfahrt auf die Südinsel. Angeblich die schönste Fährfahrt der Welt. Kann schon sein. Wir persönlich fanden die Fahrten durch die San Juan Islands schöner, was aber sicher zumindest zum Teil auch am Wetter (dort Sonne, hier tiefe Wolken) lag. Die Buben finden sich sofort einen neuen Freund an Bord, der ihnen auch ein neues Kartenspiel beibringt. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie schnell sie Kontakte knüpfen, erstaunlich.
Die Südinsel überrascht uns dann erst mal (nein, es scheint nicht die Sonne). Nix üppiges Grün, sondern kahle, gelbbraune Hügel, fast wie die Rolling Hills in Canada. Erst nach einer Weile verwandelt sich die Kulisse wieder in "typisch Neuseeland" (also in "sieht aus wie die Steiermark. Wie Irland. Wie …"). In Blenheim machen wir Mittagsrast und plötzlich ist es sehr europäisch – Sonntag und erstmals hat alles zu. Wir bewegen uns die Ostküste hinunter (soviel haben wir auf der Nordinsel schließlich gelernt, die Westküste ist Wetter-benachteiligt), wunderbare Küstenlandschaft, zerklüftet und wild. Unser Ziel ist Kaikoura, vorher gibt es auch keinen wirklichen Ort, sehr beliebt bei Wal- und Delphinfreunden. (das Wetter und das Budget verleiten aber nicht wirklich zu einer weiteren Delphintour). Wir suchen erst eher frustriert nach einem Motel oder B&B, alles sehr amerikanisch und lieblos und mit interessanten Besitzern. Der eine glotzt mehr in meinen Ausschnitt als in mein Gesicht, der Nächste: "Austria, wonderful. Sound of Music, Arnold Schwarzenegger, Lederhosen.", der Dritte erklärt mir gleich, dass das Zimmer sicher zu klein für uns sei – obwohl es vier Betten hat. Doch dann entdecken wir ein wahres Kleinod – The old Convent, ein altes Nonnenkloster. Stilvoll, gemütlich, mit dem besonderen Etwas (wie zB dem "hungry nun chocolate shop"). Die Sonne kommt sogar heraus –gestern hatte es angeblich 30°, typisch. Wir sitzen im Garten, unter Ringlotten- (schon reif!) und Birnbäumen, inmitten von einem Meer von duftenden Blumen. Ein wahres Paradies, so ruhig, so entspannend. Leider haben sie für eine zweite Nacht kein Zimmer frei.
Jacob sagt: Ich bin müde (kein Wunder, er war gestern vor Aufregung über die Fährfahrt bis 23Uhr wach und heute sind wir um 6 aufgestanden)und auf der Südinsel ist es schön. Die Fährenfahrt war schön. Die Blumen sind schön und wir haben verstecken gespielt.
Finn sagt: Wir sind in einem schönen Haus. Ich kuschel grad mit Papa.
Dienstag, 9.1.07
Der nächste Tag bietet eine Abwechslung – schon beim Aufwachen ist es sonnig und warm! Obwohl wir landeinwärts in die Berge fahren tauschen wir die langen Hosen mit Kurzen. Hanmer Springs inmitten der Insel und der Berge ist ein netter Ort mit warmen Quellen. Sieht aus wie in Tirol. Wir besuchen natürlich das Bad, mit 12 verschieden warmen mineralischen Becken. Bei kühlem Wetter sicher toll, doch just an diesem Tag hat es 30°, was das Baden in 30-40° heißem Wasser nicht unbedingt zur Hauptattraktion macht. Man sieht hier fast niemanden in Bikini oder Badehose, fast alle (Männlein wie Weiblein) baden in (knielangen) Shorts und Tshirts. Die Auswirkungen des Ozonlochs merkt man hier echt am eigenen Leib. Zudem bietet das Bad so gut wie keine gemütlichen Aufenthaltsplätze außerhalb der Becken. Die wenigen Schattenplätze sind soundso belegt (zumindest liegen Taschen oder Handtücher dort, die "Besitzer" sind fast nie zu sehen…), ansonsten finden sich nur ein paar unbequeme Holzbänke. Finn holt sich dann auch noch bei einem Köpfler eine ordentliche Beule, somit ist unser Thermal-Wellness-Abenteuer beendet. Dafür spielen wir dann eine schöne Runde Minigolf und kämpfen uns durch ein liebevoll gebautes Labyrinth.
Im Motel finden sich die Buben mal wieder sofort Kinder zum Spielen. Finn ist anfangs etwas entsetzt über das Aussehen eines Mädchens ("Mama, die schaut urhässlich aus, hast du ihren Mund gesehen?"), nachdem wir ihm aber erklärt haben, was Down Syndrom ist, ist er fasziniert von ihr. Als wir das Nachtmahl herrichten, stibitzen sich beide Buben große Stücke vom Kraut und spazieren genüsslich kauend draußen herum. Die Blicke der anderen Motelgäste sind umwerfend, der Dame neben uns bleibt der Mund offen, anscheinend hat sie noch nie Kinder gesehen, die gerne rohes Kraut essen.
Heute dann weiter gen Süden, nach einer weiteren Minigolfpartie (Hanmer Springs ist wohl das Minigolfzentrum Neuseelands – 3 Minigolfplätze auf weniger als 500m). Das Wetter ist erst noch schwül, aber bald schon wieder vertraut kalt und nieselig. Wir erreichen Christchurch, unsere letzte Neuseelandstation. Christchurch ist eine wunderschöne Stadt, sehr britisch, sehr nettes Flair. Wir beziehen unser Quartier in einer Villa, nun ein Youth Hostel. Wobei "Jugend" ja nicht mehr so ganz stimmt, überall in den Hostels sind wir auch älteren Menschen begegnet, oft Pensionisten. Der Älteste war gewiss jener nette Herr in Auckland, der sicher über 80 war. Gegenüber das Kunstzentrum, wir flanieren durch verschiedene Ausstellungen (Bilder, Tonwaren, Wolle…), bis die Kälte unseren Ausflug abkürzt (zuwenig an…). Die Stadt bietet viel und die nächsten Tage wird uns gewiss nicht langweilig.
Jacob sagt: Ich freu mich schon auf morgen, da gehen wir zu einem coolen Minigolf im Dunkeln, mit leuchtenden Bällen.
Finn sagt: Mein Truck ist kaputt gegangen. Gegenüber (vor der Kunstgalerie) hat ein Hund Kunststücke gemacht, der kann sogar Roller fahren. Und der Mann hatte nur einen Arm.
Mittwoch, 10.1.07
Regen...Regen...Regen...
Wir waren wieder Minigolfen, diesmal indoors (Regen, wie gesagt). Wir werden noch Minigolfprofis!