30.1.07

Sydney-Südafrika-Wien

Die letzten Tage in Neuseeland verbringen wir damit, den Straßenkünstlern zuzusehen, die fürs Busker Festival angereist sind, ein wenig noch die Umgebung von Christchurch zu erforschen (solange wir noch ein Auto haben) und werden ganz sentimental, weil Christchurch einfach eine wundernette Stadt ist. Ich mache noch einen Flax-Flecht-Kurs, ein Erlebnis für sich. Ich rufe den Kursleiter an, fahre zwei Tage später zu ihm nach Hause und verbringe 6 Stunden damit, mit ihm gemeinsam im Garten Flax zu flechten, während seine Frau uns mit Tee bekocht. Zwei wirklich gelungene Taschen machen sich am nächsten Tag auf die Postreise nach Wien, denn das Risiko, dass der Zoll in Australien den noch grünen Flax beschlagnahmt ist mir zu groß (dafür war es echt zuviel Arbeit!).
Das Wetter beschert uns noch ein paar wärmere Stunden und Sonne, auch schön.
Dann der Flug nach Sydney, die Buben sind schon am Tag vorher sehr aufgeregt, denn unser Quartier dort ist in einem Eisenbahnwagon. (es ist ein ganz normales Hostel, wir sind noch nicht so verarmt, dass wir in abgestellten Güterwagons pennen müssen…)
Donnerstag, 18. Januar 2007
Sydney – endlich heiß, richtig Sommer! Und laut, sehr laut… wir sind scheint es richtige Landeier geworden, der Großstadtlärm und die Hektik schaffen uns. Wir flüchten uns in die botanischen Gärten, ein Traum. Nicht nur alle möglichen Pflanzen und Gerüche, sondern auch frei fliegende Kakadus und eine Horde von "Flying Foxes" (Flughunde), die über uns in den Bäumen hängen, über unsere Köpfe fliegen und vor unsere Füße kacken. Wir wandern weiter an den Hafen und als wir um die Kurve biegen liegt es vor uns – das weltberühmte Opernhaus. Hm. So weiß wie auf den Postkarten ist es nicht, eher cremefarben. Innen ganz duster, und allgemein nicht so schön wie auf den Bildern.
Da die Sonne uns schon ganz schön gebraten hat auf unserem Spaziergang fahren wir ins Aquarium, absolut sehenswert! Wir bewundern Schnabeltiere (so süß! Wie eine Mischung aus Maulwurf und Biber, nur 30cm groß, absolut putzig), riesige Haie in allen Arten, einen mindestens 3m großen Rochen, unzählige Fische und und und. Danach sind wir so ko, dass wir uns nur noch an den Pool im Hostel werfen (bzw die Buben in den Pool).
Sydney ist eine richtige Großstadt (im Gegensatz zu Christchurch), mit Wolkenkratzern und urviel Verkehr. Sydney hat so viele Einwohner wie ganz Neuseeland – 4 Millionen. Hier sind nun auch wieder mehr Asiaten, wie in Auckland. Aber man sieht nur wenige alte Leute, Sydney ist wohl eine extrem junge Stadt. (Kinder sieht man fast keine, abgesehen von einer Gruppe Schulkinder). Dafür ist es trotz der ganzen Wolkenkratzer eine sehr grüne Stadt, mit Bäumen entlang der großen Straßen und unzähligen Parks.
Jacob sagt: hier ist es sehr heiß und die Betten quietschen zum Glück nicht und der Zug nebenan nervt (wir stehen neben dem echten Bahnhof und die Dieselloks laufen oft ewig ohne Sinn und Zweck)
Finn sagt: gar nix, der schläft schon
Samstag, 20. Januar 2007
Wir haben "Wildlife World" besucht, eine Art Zoo. Schon faszinierend, was es für Tiere in Australien gibt. Nicht nur Koalas und Kängurus, unsere Favoriten sind der Echidna (Schnabeligel), der seine lange Nase gegen die Scheibe drückt, um uns zu begutachten und dann weg watschelt, und der Wombat – viel größer als gedacht, angeblich 40km/h schnell, aber uns bietet er sich am Rücken liegend und schlafend da. Erst denken wir, er muss tot sein, welches Tier (außer Haushunde) bietet seine gesamte Bauchfront ungeschützt dar, aber als wir nach ein paar Minuten noch mal zu ihm schauen hat er zumindest seine Pfoten ein wenig bewegt.
Am Rückweg gehen wir durch den City Market, wo man in einer Halle alles findet – von Lebensmitteln über Tshirts, Spielzeug, Kängurufelle, Sexbedarf und Autozubehör. Nur Bücher gibt es keine, alles andere dafür spottbillig.
Dann wieder Pool – wir überlegen zwar, an den Strand zu fahren, aber bei der Stärke der Sonne muss man sich nach spätestens einer Stunde wieder in den Schatten flüchten, wofür uns die Fahrt zum Strand im Moment zu mühsam ist. Wir fühlen uns unglaublich ruhebedürftig – wohl wissend, dass uns der Marathonflug am Montag bevorsteht. Da wir bei unserem Ticket zwar problemlos die Daten ändern können, aber überhaupt nicht die Destinationen, fliegen wir wie folgt: Sydney-Johannesburg-Kapstadt-London-Wien. Insgesamt 30 (!) Stunden im Flugzeug…da ist man schon im Vorhinein erschöpft.
Abends gibt es BBQ im Hostel – Hot Dogs oder Burger mit Kängurufleisch…
Heute besuche ich eine Ausstellung über Göttinnen, während die Jungs wieder den Pool unsicher machen (innerhalb weniger Minuten sind immer alle Leute, die rund um den Pool sich sonnen, verschwunden. Unsere Buben sind wahre Zauberer!). Die Ausstellung ist enttäuschend, aber zumindest entdecke ich am Heimweg das erste Buchgeschäft unter all den Cafes, Gewandläden und Schnokesgeschäften. Man merkt klar, wo hier in Sydney die Prioritäten liegen. Literatur ist es nicht.
Jacob sagt: Mir ist fad.
Finn sagt: Wombats sind ganz faul.
Sonntag, 21. Januar 2007
Wir waren gestern noch mal im Darling Harbour, im Maritime Museum. Sehr nett, vor allem die Piraten Ausstellung für Kinder und das schnellste Boot der Welt (512km/h). Das wirklich interessante aber sind die Schiffe außerhalb des Museums: ein originalgetreuer Nachbau der Endeavour (das Schiff, mit dem James Cook um die Welt gesegelt ist – total klein eigentlich) und die HMAS Onslow, ein Uboot. Gar nicht so eng, wie man es sich vorstellt, die Midway (der Flugzeugträger in San Diego) erschien uns fast klaustrophobischer. Andererseits – wenn alle 68 Mann auf dem Schiff sind, dann ist es doch extrem eng. (die waren jeweils bis zu 70 Tage am Meer und arbeiteten 6 Stunden, 6 Stunden Pause, 6 Stunden Dienst, 6 Stunden Pause…da kennt man die Schweißfüße seiner 34 Schichtkollegen schon sehr gut)
Da Samstag ist, geht das Hafenbecken mit Partyleuten über. Wir sehen mindestens 10 "Bride-to-be" Frauen mit kurzem Schleier und einem Tross von Freundinnen mit farblich passenden Accessoires hinter sich, die ihren Junggesellinnenabschied feiern.
Am Sonntag werfen wir uns endlich doch an den berühmten Bondi Beach, wie 100 000 andere auch. Die Sonne ist heiß, der Sand ist weiß, das Wasser wie Eis… ( 36° Lufttemperatur, 15° Wassertemperatur).
Jacob sagt: mit dem Wetsuit kann man sogar ohne Bodybord auf den Wellen surfen.
Finn sagt: genau.
Notizen zum Geld in Australien: eigenartige Größenverhältnisse bei den Münzen. Die 2-Dollar Münze ist kleiner als die 1-Dollar-Münze. Am größten sind die 50- und die 20-cent Münzen. Verkehrte Welt…
Montag, 22.1.07
Abflug. Der Vollständigkeit halber unser 4. Kontinent (steht ja schließlich im Titel): Südafrika.
Nach 14 Stunden Flug erreichen wir Johannesburg. Sämtliches Personal am Flughafen sind Schwarze (oder ist das nun politisch inkorrekt? Aber es sind nun mal Schwarze, und nicht Farbige oder Non-Whites wie Inder, Maori oder Mexikaner), aber keiner der Passagiere. Man hat uns vor dem Flughafen gewarnt, Wartezeiten von über einer Stunde bei der Passkontrolle seien üblich, was uns etwas beunruhigt, denn wir haben nur 90 Minuten bis zum Weiterflug. Aber wir werden netterweise rasch zum "African Passports Only" Schalter geschickt (nachdem man uns erst zu einem völlig falschen Bereich geschickt hatte). Englisch ist hier so karg wie die Landschaft. Wir fragen den Passkontrolleur, wie wir zum domestic Terminal kommen und ernten einen völlig verwirrten Blick. Da es ein anderes Gebäude ist, müssen wir dieses verlassen und damit offiziell in Südafrika einreisen. Wir haben aber keinen Einreisezettel ausgefüllt, weil der nette Flugbegleiter meinte, wir brauchen keinen ("Ja ich verstehe, dass sie wegen des Weiterfluges besorgt sind. Aber sie sind in guten Händen" (in wessen?) Die Art Typ also, die in einem Kurs gelernt haben, dem Passagier das Gefühl zu vermitteln, man nehme ihn ernst – ohne aber irgendwas wirklich für den Passagier zu tun…). Es dauert eine Weile, bis wir der Dame am Ausgang klar gemacht haben, dass wir die Flughäfen nie und Südafrika in etwa 5 Stunden wieder verlassen haben. Wir erreichen unsere Maschine nach Kapstadt und fliegen bei strahlendem Sonnenschein. Die Landschaft ist karg, brauner Boden, schroffe Berge. Im Anflug nach Kapstadt sagt Jacob: "Schau, die haben gar keine Häuser da, nur Blechhütten." In Kapstadt wieder Wechsel des Gebäudes. Wir treten ins Freie und fühlen uns wie in einer Geisterstadt. Kein Autolärm, keine Menschen, selbst im Terminal alles ruhig, obwohl innerhalb von einer Stunde 4 Maschinen nach London gehen. Wir stellen uns am Handluggage Only Schalter an, werden aber, kurz bevor wir dran sind, von einem netten Bediensteten zum automatischen Eincheck-Automaten geführt. Dort funktioniert unser Check in aber nicht, denn wir sind ja schon eingecheckt, wir brauchen nur unsere Boardingpässe. Also führt er uns zu einem weiteren Schalter, wo der Angestellte gerade am Telefon beschäftigt ist. Wir warten, bis er unsere Boardingpässe ausdruckt, während er sich mit unserem netten Helfer auf Afrikans über eine attraktive Dame 10m weiter unterhält. Am Handluggage Only Schalter ist inzwischen die Frau dran, die 4 Plätze weiter hinter uns in der Reihe stand… Aber wir erreichen unseren Weiterflug. Wir machen es uns inmitten einer großen Gruppe feuchtfröhlicher Skandinavier im Flugzeug so bequem wie möglich, und fürchten schon um unsere Nachtruhe (der Flug geht um 21.00, für uns ist es bereits 5.00 früh…), aber die netten Leute fallen rasch in den Tiefschlaf. (wir nicht, denn der Flug rumpelt ungemein und so kommen wir etwa auf ein bis zwei Stunden Schlaf…).
In London dann noch ein wenig Afrika – wir unterhalten uns mit einem süßen schwarzen Buben, der ein paar Minuten später als vermisst gemeldet wird. Als wir ihn wieder zu seiner aufgeregten Mutter (die eine traumhafte afrikanische Tracht trägt) bringen droht sie ihm mit einer liebevollen Wärme Prügel an. Damit enden für uns unsere Afrika-Erlebnisse.
Im Anflug nach Wien am 23. mittags dicke Wolken, am Flughafen Schnee… Von 36° auf -5°…. So hatten wir uns das ja vorgestellt. Unser Gepäck hat es übrigens nur bis London geschafft, eine Tasche bekommen wir am nächsten Tag nachgeliefert, auf die anderen beiden warten wir noch.
25.1.07
Nun sind wir also wieder in Wien. Zumindest bis nach Ostern, da wollen wir noch Westfrankreich nachholen, der blog geht dann also weiter. Noch sind wir etwas gejetlaggt, aber schon eifrig am arbeiten, Freunde treffen und organisieren. Es ist eigenartig, hier zu sein. Ganz fremd, andererseits wieder so, als wären wir gar nicht weg gewesen. Die Buben sind ganz erstaunt, wie viel Spielzeug sie haben ("Mama schau, die Autos!" und schon liegen alle am Boden ausgebreitet. "Schau mein Playmobil!" Ausgeleert. So schön aufgeräumt war die Wohnung bei unserer Ankunft, nun sieht sie aus wie nach einem Wirbelsturm).
Eine lange, tolle Reise ist vorerst zu Ende. Viel zu verarbeiten nun. Bald werden wir unsere Freunde mit Dia-Abenden quälen (keine Sorge, nicht alle 5500 Fotos!). Wir danken allen, die unser Abenteuer unterstützt haben – die Familien hier, die unser Haus und unsere Angelegenheiten hier versorgt haben, unsere Freunde, die in schweren Zeiten mit email-ischem Trost zur Seite standen und uns gestern ein Willkommenstreffen mit Gulasch bereitet haben, unser Briefträger, der unsere Reise von Anfang an mit großer Begeisterung bedacht hat und uns damit ein sehr gutes Gefühl gab, und und und. Und natürlich Toni Platt, denn hätte der uns Bilbo nicht verkauft, hätten wir wohl gar nicht dieses Abenteuer begonnen.
Vorläufiges ENDE.

12.1.07

Christchurch

Samstag, 13. Januar 2007
Christchurch ist wirklich eine traumhafte Stadt, so voller Kunst und Handwerk und Flair. Auch wenn das Wetter nicht umwerfend ist, so sind wir doch voll beschäftigt. Wir waren im Science Centre, wo es von Kletterwand über Freier-Fall-Rutsche und Gyroscope bis zu physikalischen Experimenten und Minigolf im Dunkeln so ziemlich alles gibt, was Kinder (und Eltern) bei Schlechtwetter für Stunden beschäftigt. (Minigolf im Dunkeln ist übrigens extrem anstrengend, nach einer Weile blendet einen bereits das weiße Papier im lila Licht)
Dann haben wir die botanischen Gärten erforscht, traumhaft schön, sehr britisch. Dort gibt es auch einen Kinderspielplatz mit großem Planschbecken. Wobei "Kinder" scheint's nicht mehr politisch korrekt ist, auf den Schildern steht "Young Persons Play Area". Man kann es auch übertreiben.
Gestern dann Winter – minus 10°C und Schnee! Wirklich! Wir haben Beweisphotos. Aber wir mussten dafür ins International Antarctic Centre, die Homebase der meisten Antarktisforschungen. Eine tolle Sache, sehr informativ (wer hätte gedacht, dass jährlich an die 1000 Flüge in die Antarktis gehen?), und eben auch mit einem Raum, in dem es kalt und voller echtem Schnee ist, mit Schneesturm jede halbe Stunde. Winter mitten im (theoretischen) Sommer, während es in Wien genauso warm ist wie hier… Wir machten auch eine Fahrt mit einem Hägglund, das ist ein Schneefahrzeug wie es in der Antarktis verwendet wird. Hochschaubahnfahren ist nix dagegen, mit dem Hägglund geht es nicht nur rumpelig steil bergauf und bergab, sondern auch ins Wasser, denn das Ding kann schwimmen. Jacob wünscht sich eines als Zweitfahrzeug…
Gleich nebenan von uns ist nicht nur das Arts Centre, sondern auch das Canterbury Museum. Gratis, wie immer. Herrlich. Ein kleiner Abstecher täglich, um mal die, mal jene Abteilung zu besuchen. Ohne den Druck, alles anschauen zu müssen, denn man kann ja jederzeit wieder ein Stündchen dort verbringen.
Abends gehe ich (alleine) ins Theater und schaue mir Neuseeländer Improvisationskunst an. "Scared Scriptless" läuft hier jeden Freitag seit 17 (!) Jahren, mit immer neuen Leuten. Eine phantastische Vorstellung, die Typen sind verdammt witzig und ohne den Wettbewerbsdruck von Theatersport.
Heute ist großer Kunstmarkt im Arts Centre, wie jedes Wochenende. Zwar besteht das ganze Arts Centre aus kleinen Geschäften / Werkstätten, wo man die ganze Woche über Kunsthandwerk erstehen kann, aber der Markt hat doch noch ein eigenes Flair. Unglaublich witzige Jongleure, eine wunderbare Saxophonistin, eine herrliche Stimmung. Als der Hunger die Buben plagt (also in dem Moment, wo sie Essen sehen oder riechen) entdecken wir einen Stand, der Leberkäse und Bratwurst verkauft (die Frau ist aus Bayern). Es gibt wohl nichts, was es hier nicht gibt.
Leben ist hier (relativ) billig, verglichen mit Europa. Und es scheint auch, dass viel mehr Menschen Wert auf Lebensqualität, erfülltes Leben und "die schönen Künste" legen. Dafür sieht man hier in Christchurch weniger Maori (zumindest kommt es uns so vor). Was sehr schade ist, denn die Maori sind allesamt unglaublich schöne Menschen, mit diesem inneren Lächeln der Südseebewohner.

9.1.07

Suedinsel

Sonntag, 7.1.07
Das neue Jahr bleibt weiter aprilisch bis stürmisch. Wir gehen bowlen, die Kinder hüpfen täglich mehrmals am Trampolin, wir ruhen uns aus.
Heute dann die Überfahrt auf die Südinsel. Früher als geplant. Wir haben einige Wochen unserer Reise gestrichen. In Wien sind in den letzten Monaten viele Dinge geschehen, die nicht ihren Platz in diesem Blog gefunden haben, weil sie zu persönlich, zu emotional (und oft auch zu belastend für mich) waren. Dinge, die immer wieder unsere Weiterreise in Frage gestellt haben – drei Todesfälle in der engeren Familie in fünf Monaten. Der letzte, nicht mal der nahegehendste, war nun der Ausschlag, früher heimzukehren. Das Maß ist voll.
So also bereits heute die Überfahrt auf die Südinsel. Angeblich die schönste Fährfahrt der Welt. Kann schon sein. Wir persönlich fanden die Fahrten durch die San Juan Islands schöner, was aber sicher zumindest zum Teil auch am Wetter (dort Sonne, hier tiefe Wolken) lag. Die Buben finden sich sofort einen neuen Freund an Bord, der ihnen auch ein neues Kartenspiel beibringt. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie schnell sie Kontakte knüpfen, erstaunlich.
Die Südinsel überrascht uns dann erst mal (nein, es scheint nicht die Sonne). Nix üppiges Grün, sondern kahle, gelbbraune Hügel, fast wie die Rolling Hills in Canada. Erst nach einer Weile verwandelt sich die Kulisse wieder in "typisch Neuseeland" (also in "sieht aus wie die Steiermark. Wie Irland. Wie …"). In Blenheim machen wir Mittagsrast und plötzlich ist es sehr europäisch – Sonntag und erstmals hat alles zu. Wir bewegen uns die Ostküste hinunter (soviel haben wir auf der Nordinsel schließlich gelernt, die Westküste ist Wetter-benachteiligt), wunderbare Küstenlandschaft, zerklüftet und wild. Unser Ziel ist Kaikoura, vorher gibt es auch keinen wirklichen Ort, sehr beliebt bei Wal- und Delphinfreunden. (das Wetter und das Budget verleiten aber nicht wirklich zu einer weiteren Delphintour). Wir suchen erst eher frustriert nach einem Motel oder B&B, alles sehr amerikanisch und lieblos und mit interessanten Besitzern. Der eine glotzt mehr in meinen Ausschnitt als in mein Gesicht, der Nächste: "Austria, wonderful. Sound of Music, Arnold Schwarzenegger, Lederhosen.", der Dritte erklärt mir gleich, dass das Zimmer sicher zu klein für uns sei – obwohl es vier Betten hat. Doch dann entdecken wir ein wahres Kleinod – The old Convent, ein altes Nonnenkloster. Stilvoll, gemütlich, mit dem besonderen Etwas (wie zB dem "hungry nun chocolate shop"). Die Sonne kommt sogar heraus –gestern hatte es angeblich 30°, typisch. Wir sitzen im Garten, unter Ringlotten- (schon reif!) und Birnbäumen, inmitten von einem Meer von duftenden Blumen. Ein wahres Paradies, so ruhig, so entspannend. Leider haben sie für eine zweite Nacht kein Zimmer frei.
Jacob sagt: Ich bin müde (kein Wunder, er war gestern vor Aufregung über die Fährfahrt bis 23Uhr wach und heute sind wir um 6 aufgestanden)und auf der Südinsel ist es schön. Die Fährenfahrt war schön. Die Blumen sind schön und wir haben verstecken gespielt.
Finn sagt: Wir sind in einem schönen Haus. Ich kuschel grad mit Papa.
Dienstag, 9.1.07
Der nächste Tag bietet eine Abwechslung – schon beim Aufwachen ist es sonnig und warm! Obwohl wir landeinwärts in die Berge fahren tauschen wir die langen Hosen mit Kurzen. Hanmer Springs inmitten der Insel und der Berge ist ein netter Ort mit warmen Quellen. Sieht aus wie in Tirol. Wir besuchen natürlich das Bad, mit 12 verschieden warmen mineralischen Becken. Bei kühlem Wetter sicher toll, doch just an diesem Tag hat es 30°, was das Baden in 30-40° heißem Wasser nicht unbedingt zur Hauptattraktion macht. Man sieht hier fast niemanden in Bikini oder Badehose, fast alle (Männlein wie Weiblein) baden in (knielangen) Shorts und Tshirts. Die Auswirkungen des Ozonlochs merkt man hier echt am eigenen Leib. Zudem bietet das Bad so gut wie keine gemütlichen Aufenthaltsplätze außerhalb der Becken. Die wenigen Schattenplätze sind soundso belegt (zumindest liegen Taschen oder Handtücher dort, die "Besitzer" sind fast nie zu sehen…), ansonsten finden sich nur ein paar unbequeme Holzbänke. Finn holt sich dann auch noch bei einem Köpfler eine ordentliche Beule, somit ist unser Thermal-Wellness-Abenteuer beendet. Dafür spielen wir dann eine schöne Runde Minigolf und kämpfen uns durch ein liebevoll gebautes Labyrinth.
Im Motel finden sich die Buben mal wieder sofort Kinder zum Spielen. Finn ist anfangs etwas entsetzt über das Aussehen eines Mädchens ("Mama, die schaut urhässlich aus, hast du ihren Mund gesehen?"), nachdem wir ihm aber erklärt haben, was Down Syndrom ist, ist er fasziniert von ihr. Als wir das Nachtmahl herrichten, stibitzen sich beide Buben große Stücke vom Kraut und spazieren genüsslich kauend draußen herum. Die Blicke der anderen Motelgäste sind umwerfend, der Dame neben uns bleibt der Mund offen, anscheinend hat sie noch nie Kinder gesehen, die gerne rohes Kraut essen.
Heute dann weiter gen Süden, nach einer weiteren Minigolfpartie (Hanmer Springs ist wohl das Minigolfzentrum Neuseelands – 3 Minigolfplätze auf weniger als 500m). Das Wetter ist erst noch schwül, aber bald schon wieder vertraut kalt und nieselig. Wir erreichen Christchurch, unsere letzte Neuseelandstation. Christchurch ist eine wunderschöne Stadt, sehr britisch, sehr nettes Flair. Wir beziehen unser Quartier in einer Villa, nun ein Youth Hostel. Wobei "Jugend" ja nicht mehr so ganz stimmt, überall in den Hostels sind wir auch älteren Menschen begegnet, oft Pensionisten. Der Älteste war gewiss jener nette Herr in Auckland, der sicher über 80 war. Gegenüber das Kunstzentrum, wir flanieren durch verschiedene Ausstellungen (Bilder, Tonwaren, Wolle…), bis die Kälte unseren Ausflug abkürzt (zuwenig an…). Die Stadt bietet viel und die nächsten Tage wird uns gewiss nicht langweilig.
Jacob sagt: Ich freu mich schon auf morgen, da gehen wir zu einem coolen Minigolf im Dunkeln, mit leuchtenden Bällen.
Finn sagt: Mein Truck ist kaputt gegangen. Gegenüber (vor der Kunstgalerie) hat ein Hund Kunststücke gemacht, der kann sogar Roller fahren. Und der Mann hatte nur einen Arm.
Mittwoch, 10.1.07
Regen...Regen...Regen...
Wir waren wieder Minigolfen, diesmal indoors (Regen, wie gesagt). Wir werden noch Minigolfprofis!

3.1.07

2007

Prosit Neujahr!

Das neue Jahr hat also begonnen, 12 Stunden früher für uns als für die Daheimgebliebenen. Viele Veränderungen hat es nicht gebracht –es ist bewölkt, windig und kalt… Aber im alten Jahr war uns sogar noch etwas Sonne beschieden, an zwei (!) Tagen hintereinander gab es Sonnenschein. (wie gesagt, es gab Sonnenschein, nicht: es war sonnig… nach jeweils 2-3 Stunden kam schon der nächste Regenguss)

Wir haben das Wetter natürlich sofort genützt und sind am ersten sonnigen Tag den Wellingtoner Marinedrive abgefahren, eine wunderschöne Küstenstrasse entlang der hammerförmigen Halbinsel östlich von Wellington. Bizarre Steinstrände, angeblich sogar zwei Drehorte von "Herr der Ring", tolle Aussichten (z.B. auf den Flughafen und die über einem landenden Flugzeuge). Wir machen sogar ein Picknick an einem gut besuchten Sandstrand, bei dem es uns die Hälfte unserer Lebensmittel davonweht (hab ich erwähnt, dass es windig war?). Die "Einheimischen" gehen im Bikini ins Wasser, während wir in unseren Fleecejacken ihnen kopfschüttelnd zusehen. Aber es tut gut, von der salzigen Meeresluft durchgeweht zu werden und die Sonne mal wieder auf der Haut zu spüren.

Am zweiten sonnigen Tag besuchen wir den Hafen von Wellington, eine ruhige Strandpromenade auf der Rad, Skateboard und Roller gefahren wird. Wir mampfen Hotdogs auf der Kaimauer sitzend und beobachten den Touristenhubschrauber beim Starten (und die Kinder glauben mir endlich, dass so ein Hubschrauber nie so schnell abheben kann wie in den Filmen). Am Spielplatz gibt es ein Bungee-Trampolin, oder wie das Ding heißt, und die Buben springen eifrig und atemberaubend hoch. Finn schafft sogar einen dreifachen Salto! (und hat am nächsten Tag einen mordsmässigen Muskelkater). Kaum sind sie wieder abgegurtet und wir in den Kunstshop des Museums spaziert, geht der Wolkenbruch nieder und wir schwimmen zu unserem Auto. Erstaunlicherweise geht hier niemand mit Regenjacken oder Schirmen, da können die Wolken noch so drohend aussehen. Nass werden gehört wohl zum Alltag dazu.

Ebenso erstaunlich bekommt man in keinem Supermarkt dieses schafreichen Landes Schafskäse oder Schafmilch. Schafe werden entweder der Wolle oder des Fleisches wegen eiden Produkten geht in den Export, ebenso wie 95% der Kuhmilch (die dann weltweit als Milchpulver in allen möglichen Produkten landet oder als Sportnahrung).

Silvester verbringen wir wie jeden anderen Tag. Wir wollen ins "City and Sea" Museum, landen aber dann doch wieder im großen Te Papa Museum. Die Museen hier bieten echt viel für Kinder. Im Museumsimbiss speisen wir unerwartet gut, auch eine Art, Silvester zu würdigen. So wie an Weihnachten mein größtes Geschenk das Brot aus dem Bioladen war – echtes, festes Roggenvollkornbrot. (obwohl meine selbstgebackenen Brote durchaus zu unser aller Zufriedenheit sind, war dies doch ein Festessen). Unser Nachbar feiert wie die meisten Neuseeländer eine private (und laute) Party – öffentliche Feierlichkeiten oder Feuerwerke gibt es keine. Wir spielen mit den Buben bis 22.00 Karten, dann schlafen beide eh völlig k.o. ein.

Heute war Gerhard mit den Buben im Queen Elizabeth Park in Paekakariki (diese Ortsnamen!), wo alte Straßenbahnen fahren.

Jacob sagt: das Museum in Wellington ist cool

Finn sagt: Ich hab einen neuen Autotruck gekriegt, von meinem gesparten Geld. Und er hat weniger gekostet als draufstand, weil Abverkauf ist.

Donnerstag, 4.1.07

Man glaubt es kaum aber das Wetter bessert sich! Wir waren mal wieder in Wellington, im City and Sea Museum, ein nettes kleines Museum über die Seefahrt mit einer unglaublich toll gemachten Film-Show über Maorilegenden.

Heute waren wir in Paraparaumu (noch so ein Name…), wo es ein "Agricultural Center" gibt – eine Art Vorführbauernhof mit Streichelzoo. Die Buben streicheln und füttern eifrig, wir sind völlig begeistert von den Schweinen (den echten), die mit wunderschön rotbraunen Borsten daherkommen. Rundherum gibt es dann noch nette Läden, wo wir lange einem Drechsler zusehen und eine Kunstgalerie besuchen.

Am Heimweg fahren wir noch mal in den Queen Elizabeth Park an den Strand. Erstmals ein richtig genussvoller Strandbesuch, der Sand ist warm, die Sonne scheint und wir finden sogar ein windgeschütztes Eck. Die Buben freunden sich mit Joshua an, einem 6 jährigen Knirps, der sie anspricht und von ihnen sofort mit "Wanna play?" eingeladen wird, an der Sandburg mitzubauen. Finn findet eine kolossal große Muschel, und wir nehmen mal wieder einen Haufen Treibholz und Muscheln mit, die wir wohl per Post heimsenden müssen, denn Australien ist (angeblich) extrem pingelig, was die Einfuhr von sämtlichen potentiell "verseuchten" Dingen betrifft (also sämtliche Lebensmittel, Pflanzen, Tierprodukte wie Leder, Wolle etc. Vielleicht müssen wir dann bloßfüßig laufen, wenn sie uns unsere Lederschuhe am Flughafen abnehmen, keine Ahnung…)

Jacob sagt: Endlich scheint die Sonne.

Finn sagt: Ich hab eine tolle Muschel gefunden.