4.10.06

Wüste

Tag 89 gesamt, Montag 2.10.
Der Morgen beginnt trübe, aber Finn stampert uns schon früh aus dem Bett, hatten sie doch versprochen, beim Füttern der Ziegen und Lamas zu helfen. Zur Belohnung bekommen sie sogar ein frisch gelegtes Ei (von den Hühnern, nicht von den Lamas…). Laut telefonischer Auskunft sind sämtliche Strassen im Yosemitepark passierbar, also wagen wir es, obwohl es hier im Tal (dh. auf 1000m Höhe) sehr kalt und nebelig ist.

Die Wettergötter sind uns aber gnädig, wir passieren den Tioga Pass (3.031m) im Yosemite Nationalpark bei strahlendem Sonnenschein. Anfangs wirkt Yosemite ein wenig wie Tirol, aber mit der Zeit zeigt der Park doch ganz ein anderes Gesicht. Der Wald hier wird teilweise absichtlich in Brand gesteckt, um einer Überalterung vorzubeugen. Außerdem – das haben wir schon in Canada gelernt – gibt es Baumarten, die nur in der Hitze des Feuers ihre Samen abwerfen, sich ohne Brand also gar nicht fortpflanzen könnten. Macht einen ein wenig nachdenklich – ein Wald braucht zeitweise Brände, um jung und gesund zu bleiben – ist es mit unserer Gesellschaft nicht auch ein wenig so? Spätestens ein paar Meilen weiter hat man diese Gedanken vergessen, denn die Felsformationen versetzen einen in absolutes Staunen. Sehr berührend auch der alte japanische Opa, der an der Hand seiner Enkelin mühsam beim Aussichtspunkt auf den Felsen rumklettert.

Sehr beeindruckend das Ganze auf alle Fälle. Und sehr angenehm zu fahren – wir hatten mit Serpentinen gerechnet, doch die Straße geht einfach stetig leicht bergauf und ehe man es sich versieht ist man auf 3000m. Bergab geht es ebenso sachte, zumindest was die Steigung betrifft – die Strasse ist abenteuerlich, mit ungeschützter Schlucht neben der Fahrbahn. Aber das Schönste – kaum sind wir auf 2000m wird es warm!! Nach der Tiroler Alpenlandschaft nun die Wüste. Eine ebenso faszinierende Landschaft – nun gut, es ist (noch) keine echte Wüste, noch wachsen niedrige Büsche und hier und da Bäume, aber es sieht aus wie in zig amerikanischen Roadmovies. Auch die Ortschaften haben nun was von Wildwest-Kulissen. Lone Pine – Heimat eines nächste Woche stattfindenden Filmfestivals und eines echt netten Campgrounds – wird unsere Fixstation für zwei Tage. Zwei Tage nur Pool, Spielplatz, Schildkröten füttern und Sonne tanken. Und ein paar Ansichten revidieren – hatte ich mich bis jetzt immer als Freund der üppig grünen Landschaften gesehen, so übt diese trockene, karge und doch weder trost- noch leblose Landschaft unerwartet eine große Magie auf mich aus. Es wirkt friedlich hier, trotz heftigem Wind.

Jacob und Finn nützen begeistert den Swimmingpool und haben Freundschaft mit 5 Schildkröten geschlossen. Finn legt sich sogar vor einer Schildkröte auf den Bauch und singt ihr vor.

Mittwoch – aus den zwei Tagen werden drei. Bilbo will einfach nicht starten. Der Starter klebt, ein Problem, das wir schon nach unserer Gewaltfahrt von Frankreich retour hatten. (weshalb wir damals auch einen neuen Starter einbauen ließen). Der Mechaniker kommt schnell und ist sehr nett – und hat keine Ahnung, was er tun soll. Schließlich finden wir selbst eine Lösung. Ab nun heißt es bei jedem Starten – vor Bilbo nieder knien und beten… nein, auf den Starter klopfen. Mühsam, aber es geht.

Kurz haben wir überlegt, die Route zu ändern, aber solange uns das unter Bilbo kriechen und klopfen nicht zu sehr auf die Nerven geht und solange er damit anspringt fahren wir weiter.

Hier stürmt es heftig, so sitzen wir drinnen im Clubhouse, sehen fern, spielen witzige Brettspiele, und bringen diesen Tag hinter uns. Morgen dann Death Valley… hoffentlich ist nicht nomen omen für Bilbo…

Jacob sagt: es ist nett hier.

Finn sagt: endlich wieder Sommerferien!