1.10.06

Sunny California - ha!


Wer auch immer den Slogan Sunny California erfunden hat, hat uns ganz schön an der Nase rumgeführt. In unserem Bestreben, unserem Urziel nahe zu kommen – nämlich viel Zeit am Meer zu verbringen – quälen wir uns weiter die Küste entlang nach Süden, durch Nebel und Kälte. Wir sind zwar am Strand, aber in langer Hose, Fleece Jacke und fröstelnd. Nicht ganz, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Aber landschaftlich durchaus reizvoll. Wir entdecken die "vergessene Küste" südlich von Eureka, eine Berg- und Talfahrt die Austragungsort eines herausfordernden Radrennens ist, wir fahren durch Mendocino (und überlegen verzweifelt, wie der Text des gleichnamigen Schlagers geht – wer weiß es?), das äußerst malerisch ist, voller Touristen, und Schauplatz von –zig Filmen, die eigentlich an der Ostküste spielen. Abseits der Küste (wo zumindest zeitweise die Sonne scheint) fahren wir durch wunderbare Redwood- Wälder. Baumriesen von gigantischer Höhe, Spaziergänge auf denen sogar die Buben vor Ehrfurcht ganz ruhig werden. Neben diesen Bäumen wird man ganz still, demütig und friedlich (und bereit, jeden umzubringen, der diesen alten Riesen auch nur ein Ästchen krümmt). (man nehme eine Lupe, um Jacob und Finn auf dem Foto zu sehen)

Nördlich von San Francisco lernen wir am Campground eine nette Familie kennen (nun gut, genauso genommen ist ihr Sohn ein Monster, das am liebsten Hellboy sieht und Gruselgeschichten hört – im zarten Alter von 4 Jahren), die uns stolz ihren Camper zeigen. Genau genommen zeigt er uns stolz den Camper, sie sagt: "ich hätte lieber einen wie ihr. Unserer ist zwar groß und toll, aber so teuer, dass wir uns nicht leisten können, damit viel auf Urlaub zu fahren." Dies beendet Neidanfälle unsererseits völlig… Es ist auch der erste Campground auf dem wir vor Klapperschlangen gewarnt werden. Und das NÖRDLICH von San Francisco!

San Francisco machen wir im "Vorbeigehen", die erste Großstadt, in der wir uns nicht verfahren (weil wir gelernt haben und nicht vom Highway abfahren). Dennoch erledigen wir die Golden Gate Bridge im Darüberfahren, sehen Alcatraz im Vorbeifahren und Downtown im Durchfahren. Die Cablecars und die berühmten Hills heben wir uns mal für einen Städteflug auf…

Danach dann nach Osten (ganz eine neue Himmelsrichtung). Der Plan sieht vor, den Yosemite National Park zu durchqueren, dann nach Death Valley (dort wird es ja wohl hoffentlich warm sein!) und weiter nach Vegas und zum Grand Canyon. Yosemite könnte jedoch im wahrsten Sinne den Wortes ins Wasser fallen – wir sitzen 20 Meilen davor am Campground im strömenden Regen und da der zu bewältigende Pass im Park auf über 3000m Höhe liegt könnte er bereits beschneit sein und damit für uns unpassierbar.

Wir sind alle in den letzten Tagen etwas unruhig. Das Bedürfnis nach "Urlaub" – sprich ein paar Tagen am selben Ort – ist groß, aber das Wetter treibt uns. Vor ein paar Tagen schien es noch unvorstellbar, dass die Landschaft hier anders als trocken und gelb ist, aber bei dem Regen heute glaubt man den Berichten, dass hier ab Herbst bis Frühsommer alles grün und saftig ist.

Die Buben haben sich Spielgeld gekauft und nun wird begeistert alles bezahlt und verrechnet. Beide sind sehr großzügig mit Trinkgeld, wenn sie mir ein Butterbrot bezahlen!

Nun sind wir bereits seit 9 Wochen unterwegs. Unglaublich. In Mendocino sprach uns eine Frau an. Als sie hörte, wie lange wir schon in unserem kleinen Bilbo unterwegs sind, meinte sie nur: "Und ihr redet noch miteinander?!" Ja, tun wir. Wir hatten noch nicht mal einen richtigen Streit. Ist das nicht direkt fad? (Nein, ist es nicht!!!!)

Jacob sagt: diese riesigen Bäume waren dicker als der Bilbo und wir haben gesehen, wie ein Auto voll in den Graben gestürzt ist und war völlig verbeult. Und wir haben zehn Geier gesehen, die ein Roadkill gefressen haben. Hier am Campingplatz gibt es ein Lama, das schaut ganz lustig aus.

Finn sagt: Die Ziegen haben meine Hand abgeleckt. Ich bin müde. Das Wetter ist im A…. (dieses Wort kostet ihn 10cent. Aber das ist es ihm wert, sagt er.)