13.9.06

Vancouver

Endlich – das Meer!

Tag 68 gesamt, und wir haben es geschafft. Durch Wälder und Getreidewüsten, durch Ebenen und Berge – wir haben Canada von Ost bis West durchquert! Vom Atlantik zum Pazifik in 43 Tagen.

Unser Aufenthalt in Hope hat noch einen sehr netten Abschluss gefunden, das Briggie Days Festival war total witzig, sehr gemütlich und voll guter Stimmung. Gestern gab es dann noch das Highlight des Wochenendes, Rasenmäher-Rennen, Motorrad-Stuntshow (Thomas, solltest du das lesen, das wäre was für dich gewesen!) und Demolition Derby, was nichts anderes ist als Autodrom mit echten Autos. Hätte nie gedacht, dass es so lustig sein kann, zuzuschauen wie Autos einander zu Schrott fahren.

Heute dann weiter westwärts, und die Landschaft ändert sich wieder. War Hope eher trocken und staubig erreichen wir nun das klassische British Columbia, grün, am Wasser, klarer Himmel.

Wir besuchen in Mission ein First Nation Interpretive Center, eher flau, irgendwie haben sie's nicht drauf, ihre Geschichte gut zu vermarkten. Witzig aber, wenn die ganze Zeit von einer Kultur und Fundstücken geredet wird, die 5000-9000 Jahre alt sind, und dann sehen wir einen handgeschnitzten Stuhl und die Führerin erklärt: "Oh, this chair has been here for a long time, longer than I work here. And I have been working here for one and a half years." Sehr beeindruckend! (wobei es hier angeblich wirklich beeindruckend ist, wenn jemand mehr als ein Jahr an einem Arbeitsplatz bleibt)

Vancouver durchqueren wir, ohne Aufenthalt (die Stehpausen im Stau nicht berücksichtigt). Große Städte sind nicht so unseres zur Zeit.

Dann auf die Fähre, gerade noch, der Laster vor uns ist zu lang und so bekommen wir den letzten Platz, Glück gehabt. Rüber zur Sunshine Coast, um noch ein Stück weiter nach Westen zu kommen.

Alle selig in Fahrtwind und Meeresduft. (siehe Fotos)

Hier nun gratis Golf beim Campingplatz dabei, das muss man (d.h. Mann) doch ausnützen. Erstaunlich viel noch los hier, wir hatten erwartet, dass nach dem Labor Day Weekend alle Campingplätze halbleer sein werden.

Die Buben sind beide nach dem aufregenden Wochenende etwas k.o.. Vor einer Woche hatten wir beschlossen, ein wenig Pause mit "Schule" zu machen – wir waren im Stoff schon sehr weit vorne und da immer so viel los ist, ist täglicher Pflicht-Unterricht manchmal schwer nerven-belastend geworden (für alle..). Erstaunlicher Weise macht Jacob aber nun trotzdem jeden Tag Schulsachen in seinen Büchern, ganz von selbst. Sogar heute, wo er wirklich erschöpft war, hat er sein Deutschbuch rausgeholt und zwei Seiten über doppelte Selbstlaute gearbeitet. Hm. Da merkt man, dass man mit "Pflicht" und "wir bestimmen was gut für dich ist" oft voll daneben liegt… und dass Kinder tatsächlich gerne lernen, wenn man sie lässt.

Jacob sagt: ich habe mir eine Indianerpfeilspitze gekauft und Golf gespielt.

Finn sagt: dasselbe (als kleiner Bruder hat man's echt schwer, originell zu sein)

Mittwoch, 13.9.

Sind weiter die Sunshine Coast enlang gefahren – hier hat es 2400 Stunden Sonne im Jahr! Heute dann mit der Fähre rüber nach Vancouver Island, sehr windig heute. Wunderschön hier (trotz Wind), wir verbringen herrliche Zeit am Strand bis uns der Wind doch zu viel wird. Die Buben basteln, Mama und Papa lesen.

Jacob und Finn haben auf der Fähre von einem sehr netten Ehepaar ein Buch über Tiere am Strand geschenkt bekommen. Einfach so. Die Leute hier sind echt wahnsinnig nett, prinzipiell. Und so unkompliziert. Und erstaunlich viele waren schon in Europa, manche sogar in Wien. Der Fahrkartenverkäufer heute kannte sogar unsere Automarke (Citroen), er war sehr stolz darauf.

Die Berge im Inneren von Vancouver Island sind 2000 m hoch – und es liegt Schnee oben. Ich hoffe, hier an der Küste bleibt es so mild wie es ist, ansonsten hab ich endlich eine Ausrede, die hiesigen Modehäuser zu erforschen.

Hab heute in einem Antiquariat ein nettes Buch mit "klugen Sprüchen" von Ashleigh Brilliant gefunden (der heißt echt so), und möchte allen in der Ferne einen zumindest zukommen lassen: "Distance does not really make you any smaller, but it does make you part of a larger picture" Nett auch: "Living on Earth may be expensive, but it includes an annual free trip around the sun"

Jacob sagt: Wir haben riesige Krebsscheren gefunden.

Finn sagt: wir haben Krebse gefangen und einer hat mich gezwickt. (natürlich hat er ihn gezwickt und nicht Jacob, denn Jacob hat die "gefährliche Arbeit" großzügig dem kleinen Bruder überlassen)